die anderen über den parteitag der republikaner und mccains aussichten
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La Stampa in Turin meint: Sarah Palin, die sich in ihrer Rede selbst mit einem „Pitbull mit Lippenstift“ verglichen hatte, hat den Konservativen neuen Schwung verliehen und die Wahlkampagne noch einmal herumgedreht. Auch wenn John McCain der Kandidat der Republikaner ist, so wird die Entscheidung doch vom Duell zwischen ihr und Barack Obama abhängen, zwischen einer weißen Frau aus Alaska und einem Afroamerikaner aus Hawaii. McCain wie auch Obamas Vize Joe Biden sind tief in ihrer jeweiligen Partei verwurzelt, sie sind seit über 30 Jahren bekannte Gesichter im Establishment von Washington. Obama und Palin sind hingegen Outsider, die von den extremen Grenzen am Pazifik kommen und die jene Kategorien verkörpern, Frauen und Afroamerikaner, die noch nie ins Weiße Haus eingezogen sind.

Der konservative britische Daily Telegraph meint: Seitdem John McCain die überraschende Wahl für seine „running-mate“ bekannt gegeben hat, war sie der genauen Überprüfung der Medien ausgesetzt. Genug, um zu beweisen, dass sie stärkste Nerven hat. In St. Paul hat sie gezeigt, dass sie ausreichend Charakterstärke hat, Feindseligkeiten auszustehen und kämpfend zurückzukommen.

Der liberale Standard in Wien kommentiert: Ganz aufatmen kann er (John McCain) nach dieser einen Rede dennoch nicht. Denn die Entscheidung für Palin bringt auch deutliche strategische Nachteile mit sich: Der Fall beleuchtet McCains politische Spielernatur, die ihn durch seine ganze Karriere begleitet hat. Palin lenkt die Scheinwerfer auch auf sein Alter und seine Krankheiten. Und selbst wenn McCains Stab sie einigermaßen unbeschadet durch die kommenden Interviews und TV-Konfrontationen bringt, bleiben viele Dinge aus Palins Vita ungeklärt und vor allem ihre mangelnde außenpolitische Erfahrung ein großes Defizit.

In Paris analysiert die unabhängige Tageszeitung Le Monde: In den letzten Monaten hatte man bei McCain gedacht, dass die Wahl sich im Zentrum entscheiden würde. Doch mit seiner Vizekandidatin Sarah Palin will McCain die Rechte um sich sammeln. Er will das Amerika der „wirklichen Menschen“ den Eliten von Universitäten wie Harvard entgegensetzen, die angeblich sein demokratischer Gegenspieler Barack Obama verkörpert. Man hatte auch gedacht, dass McCain sich von dem sehr unbeliebten George W. Bush unterscheiden und klar absetzen wollte. Doch auf dem Parteitag von Minneapolis wurde die Politik der amtierenden Präsidenten fortgesetzt. McCain scheint der Propaganda Obamas recht zu geben: Sie stellt ihn als Erben von Bush hin.