Ein Sprung, aber keine Spange

Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk stellt Pläne für die Umgestaltung Wilhelmsburgs vor und prüft neue Modelle für die Hafenquerspange, deren Bau mittlerweile in weite Ferne gerückt ist

Von MARCO CARINI

Die schlechte Nachricht zuerst: Mit dem Bau der geplanten Hafenquerspange, die die Autobahnen A 1 und A 7 im Süden Hamburgs miteinander verbinden soll, wird in dieser Legislaturperiode mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr begonnen werden. Das räumte Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) am Dienstag ein.

Weil der Bundesverkehrswegeplan die bisher bevorzugte Nordtrasse nur als „weiteren“, nicht aber als „vordringlichen Bedarf“ definiert, wird es vorher keine Bundesmittel für das Verkehrsprojekt geben. Zudem sind die Kosten explodiert: Statt mit ursprünglich 475 Millionen rechnet die Behörde mittlerweile mit einer Summe von knapp einer Milliarde Euro für die Realisierung des Verkehrsprojektes.

Um doch noch eine schnellere Lösung zu finden, prüft die Behörde jetzt „mit Hochdruck“ die so genannte Südtrasse, eine Stadtautobahn entlang des Kattwykdamms und der Hohe-Schaar-Straße in Richtung Wilhelmsburg. Möglicherweise könnte die Nordtrasse zusätzlich nicht als Autobahn, sondern als normale Straßenverbindung ausgebaut und beide Trassen durch eine Querachse miteinander verbunden werden. Die Prüfung dieser Variante, die dem verkehrspolitischen Konzept der GAL entspricht, soll noch bis Februar andauern.

So ist die schlechte Nachricht aus Sicht der Grünen eine gute, zumal die Südtrasse einen Teil der Wilhelmsburger Reichsstraße überflüssig machen könnte, die Wilhelmsburg heute zerschneidet. Ein Rückbau oder eine „Verlegung“ dieser Verkehrsader ist für Hajduk integraler Bestandteil einer „Vitalisierung“ des Stadtteils. Für die hat der Senat in seinem Haushaltsentwurf vergangene Woche erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt.

Insgesamt sollen von 2009 bis 2012 in den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel und im Harburger Binnenhafen über 120 Millionen Euro für den „Sprung über die Elbe“ investiert werden. Darüber hinaus sind für die Entwicklung der Harburger Schlossinsel in den Folgejahren Investitionen in Höhe von weiteren 22 Millionen Euro vorgesehen. „Damit investiert der Senat in die zukünftige Lebensqualität der Stadtteile in diesem Raum“, betont Hajduk.

Mit der geplanten Modernisierung des S-Bahnhofs Wilhelmsburg und dem Ausbau der Wasserwege soll die Lebensqualität der südlichen Stadtteile und ihre Anbindung an Hamburg deutlich verbessert werden. Der Assmann-Kanal etwa soll so ausgebaut werden, dass man künftig mit der Barkasse vom Hamburger bis zum Wilhelmsburger Rathaus fahren könne.

Als weitere Wasserachse von der Hamburger Innenstadt nach Wilhelmsburg soll künftig der Reiherstieg dienen, an dem neue Anleger gebaut werden. Bis 2013, wenn die Internationale Bauausstellung (IBA) und Internationale Gartenschau (IGS) in Wilhelmsburg residieren, soll die Umgestaltung abgeschlossen sein. Beide Veranstaltungen seien die großen „Motoren“ für den „Sprung über die Elbe“.

Daneben ist vom so genannten Reiherstiegknie eine direkte Grünverbindung zum IGS-Park geplant. Die Hamburger Gartenschau wird damit die erste mit Hafenbezug. Auch für Projekte des Klimaschutzes, wie etwa der „Klimahäuser“ am Haulander Weg sind die notwendigen Erschließungs- und Lärmschutzmittel gesichert. „All diese Investitionen werden das südliche Hamburg weit über 2013 hinaus erheblich aufwerten und lassen damit den Sprung über die Elbe Realität werden“, freut sich Hajduk auf die Zukunft. Dies rechtfertige „die enormen finanziellen Anstrengungen, die der Senat jetzt beschlossen hat“.