hamburger szene
: Chinesische Baustelle

Das schwarze Ziegeldach ist nach außen geschwungen als wollte es den Hamburger Regen nicht abprallen lassen, sondern auffangen. Unter dem Ziegeldach gibt es viel Glas, lauter kleine, rechteckige Fenster, eingefasst von rotbraune Holzbalken. Vor dem Eingang sitzen zwei Löwenstatuen mit großen roten Schleifen um den Hals. Daneben stehen Gerüste, halbfertige Torbögen und Paletten voller Baumaterial. Denn noch ist das traditionelle chinesischen Teehaus, ein Geschenk von Hamburgs Partnerstadt Schanghai, nicht fertig. Es befindet sich in der Nähe des Völkerkunde-Museums. Die Eröffnung soll in 14 Tagen stattfinden.

Rund zwanzig extra aus Schanghai eingeflogene Arbeiter werkeln auf der Baustelle. Zur Berufskleidung gehört neben einem hellblauen Hemd und einem freundlichen Lächeln auch ein Basecap, das mal richtig, mal verkehrt herum getragen wird. Die deutschen Bauarbeiter nebenan schauen grimmig und tragen Blaumänner.

Auf einem der Gerüste stehen vier Arbeiter und bauen für einen Torbogen ein Dach. Die schwarzen Ziegel werden einzeln und senkrecht dicht aneinander auf die Balken gelegt. Stressfrei. Gestresst ist nur ein Deutscher mit Jeans und mehreren Handy-Taschen am Gürtel: Er greift sich zwei Pflanzen und steckt sie in die Erde. „Sonst passiert hier doch nichts“, sagt er.

Wie auf ein Signal hin entfernen sich alle Chinesen vom Bauplatz. Im Vorbeigehen singt einer leise ein Lied. Jetzt ist erst mal Mittagspause. DAK