berliner szenen Altpapier

Die Bücherkiste

Nach langem Überwinden tat ich es doch. Ich sortierte ein paar meiner Bücher aus, und zwar solche, die ich entweder vor Ewigkeiten gelesen hatte und bestimmt nicht noch mal in die Hand nehmen würde, und solche, die ich schon seit einer Ewigkeit besaß, aber noch nie in die Hand genommen hatte. Die Bücher packte ich in einen Pappkarton, stellt ihn vor meine Tür, mit einem Schild, „zu verschenken“.

Von mir aus hätte ich die Bücher ja auch ins Altpapier werfen können, aber sich bei so etwas erwischen zu lassen, hätte bei einigen meiner Hausbewohner das Gleiche bedeutet, wie Batterien in den Restmüll zu schmeißen. Denn so wie Sonder- und Biomüll auf spezielle Art und Weise entsorgt werden muss, dürfen Bücher nur in „Zu verschenken“-Kisten entsorgt werden.

Jedoch wurden keine Bücher aus dem Karton mitgenommen, den ich immer kontrollierte, wenn ich meine Wohnung verließ oder betrat. Nach einer Weile musste ich sogar feststellen, dass anstatt Bücher mitgenommen, fremde in die Kiste hineingelegt wurden. Dies passierte einige Male, so dass sich mit der Zeit der Karton mit Büchern füllte, anstatt sich zu leeren. Da der Karton aber immer noch vor meiner Tür stand und ich mich für ihn verantwortlich fühlte und keine Lust hatte, dass sich vor meiner Tür eine Sondermüllstelle für Bücher bildete, beschloss ich dann doch, den Karton mitsamt den Büchern ins Altpapier zu werfen. Als ich jedoch am nächsten Morgen die Tür aufschloss, hatte irgendjemand den Pappkarton mitgenommen, aber die Bücher liegen gelassen.

Seitdem schmeiße ich meine Bücher immer sofort ins Altpapier, leere Kartons stelle ich aber vor meine Tür, wo sie auch nicht lange stehen bleiben. JACOB BÜHS