OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Als man bei Universal beschloss, einige Abenteuerfilme im damals sehr teuren Technicolor-Verfahren herzustellen, wurde die in der Dominikanischen Republik geborene Maria Montez zum großen Star in Rollen als Prinzessin oder Priesterin in orientalischen Palästen und atemberaubenden Südseerefugien. Dekorationen und Kostüme waren dabei oft wild durcheinandergewürfelt: Hauptsache, alles schön bunt. So auch in der Südseefantasie „Cobra Woman“, die Robert Siodmak 1944 inszenierte. Da gibt es Frauen, die sich inmitten des sattgrünen Studio-Dschungels mit rosa Top und Schleier dekorativ räkeln, ferner den in derartigen Filmen leider unvermeidbaren indischen „Elephant Boy“ Sabu (hier ohne Elefant) sowie einen Schimpansen im Lendenschurz, in diesem Falle sogar ein schwarzer Leopard. Die Dekorationen und Kostüme waren wohl noch von „Ali Baba“ übrig geblieben, und dass die fiese Priesterin des Cobra-Kults und ihre Begleiterinnen mit hochhackigen Schuhen auf ihrem Südseeinselchen herumlaufen, mutet auch ein wenig seltsam an… Doch was da ziemlich campy erscheint, war seinerzeit durchaus ernst gemeint. Spaß haben kann man auch heute an der selbstverliebten Montez in ihrer Doppelrolle als gute und böse Zwillingsschwester (Letztere ist jene Priesterin, die arme Schuldner gern zu den Klängen der Feuertodhymne dem Vulkan opfert). „Cobra Woman“ eröffnet die Tropen-Filmreihe im Arsenal, welche eine entsprechende Ausstellung im Martin-Gropius-Bau begleitet.

Da ist zunächst einmal diese Frisur. Moptop hieß das früher, und eigentlich könnte Rémi (Vincent Lecoeur) damit bestenfalls in einer Beat-Revival-Combo reüssieren. Doch weil der klassische Pianist unbedingt Salsa-Star in Paris werden will, modelt er sich mit Bräunungsgel und lächerlichem Akzent zum Secondhand-Kubaner um und lässt sich als Tanzlehrer engagieren. Als er sich in eine Schülerin verliebt, werden die Verwicklungen dank seiner falschen Identität relativ vorhersehbar. Doch das ist nicht weiter schlimm – die Musik hat ordentlich Schwung, die Tanzszenen sind kompetent inszeniert und die Hauptdarstellerin (Christianne Gout) hat einen hübschen Schmollmund. Dass „Salsa & Amor“ von Luis Buñuels Schwiegertochter Joyce Sherman Buñuel nebenbei noch sämtliche rassistischen Klischees des Erdenrunds entlarven möchte, funktioniert angesichts grenzdebiler Schurken nicht wirklich, aber wer darüber hinwegsehen kann…

Auf den Spuren von Alfred Hitchcocks britischer Phase wandelte Roman Polanski mit seinem Thriller „Frantic“ (1987), der Harrison Ford als sprachunkundigen amerikanischen Mediziner auf der Suche nach seiner entführten Gattin durch die Hölle von Paris schickt, derweil ein orientalischer Geheimdienst nach einem Atombombenzünder in seinem vertauschten Koffer sucht. Während dieser „MacGuffin“ die Geschichte in Gang setzt, hetzt Ford in der ihm fremden Stadt von einer peinlichen und grotesken Situation zur nächsten, was Polanski mit gutem Gespür für die Balance zwischen Dramatik und schwarzem Humor zu inszenieren weiß.

„Cobra Woman“ (OF) 12. 9., 16. 9. im Arsenal 1

„Salsa & Amor“ 13. 9. im Union

„Frantic“ (OF) 14. 9. im Babylon Mitte