werkstatt der kulturen
: Eine Absage und ihre Hintergründe

Am Mittwochabend sollte sie beginnen: die Arabische Kulturwoche. Seit drei Jahren wird sie vom Arabischen Kulturinstitut AKI, einem in Neukölln ansässigen Verein arabischstämmiger Berliner, gemeinsam mit der Werkstatt der Kulturen veranstaltet. Doch nur wenige Stunden bevor die Ausstellung des irakischen Fotografen Abbas Ali Abbas in der Werkstatt der Kulturen eröffnet werden sollte, sagte das Arabische Kulturinstitut seine Beteiligung ab. Grund, so Ramzi Al-Khatib vom AKI, sei eine Kontroverse darüber, wer die Eröffnungsansprache halten solle.

Während das AKI dies dem Leipziger Designprofessor Rayan Abdullah überlassen wollte, so Al-Khatib, habe die Leiterin der Werkstatt der Kulturen, Philippa Ebéné, plötzlich darauf bestanden, dies einem in Berlin lebenden Exiliraker jüdischen Glaubens zu überlassen, der auf einigen Fotos zu sehen ist.

„Wir haben die Diskussion über den Eröffnungsredner bereits vor Wochen mit der Werkstatt der Kulturen geführt“, sagt Al-Khatib. Dabei habe man sich auf Rayan geeinigt: „Sein Name steht im Programm, das mit der Werkstatt abgestimmt war“, so der AKI-Sprecher. Gegen eine Veranstaltung mit dem jüdischen Irak-Flüchtling sei prinzipiell nichts einzuwenden. Aber: „Unsere Kulturwoche ist eine kulturelle, keine politische Veranstaltung.“ Zudem finde die Kulturwoche im Fastenmonat Ramadan statt: „Wir wollten auch deshalb eine Kontroverse vermeiden.“

Philippa Ebéné, die die Werkstatt der Kulturen seit einem halben Jahr leitet, beurteilt die Geschehnisse anders. Der als Gast zur Eröffnung eingeladene irakische Jude sei als Porträtierter „einer der Protagonisten der Fotoausstellung“. „Es ist in unserem Haus ein ganz normaler Vorgang, dass wir solche Protagonisten zu unseren Veranstaltungen einladen und sie dort auch reden dürfen.“ Sie habe sich nicht in die Planung des AKI einmischen wollen. „Doch ich habe klar gesagt: Wenn der Mann hier reden möchte, dann soll er das dürfen.“ Dem habe das AKI nicht zustimmen wollen.

Die geplanten Veranstaltungen der Arabischen Kulturwoche sind nun zunächst komplett abgesagt. Die Fotoausstellung „Bittere Datteln – Fotografien aus dem Irak“ von Abbas Ali Abbas wurde am Mittwochabend zwar trotz des Streits eröffnet – mit einer Ansprache des umstrittenen Gastredners, jedoch ohne einen Großteil der erwarteten Gäste, denen das AKI zuvor seine Absage der Veranstaltung mitgeteilt hatte. Zu den Ausgeladenen gehört auch Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky. Mittwochnachmittag habe ihn das AKI per E-Mail von der Absage der Veranstaltung informiert, so Buschkowsky – mit der Begründung, die Werkstatt der Kulturen hätte unannehmbare Forderungen gestellt. Wenn er die Hintergründe gekannt hätte, wäre er dennoch hingegangen, so der Bezirkschef, denn: „Wenn AKI die Tatsache, dass bei einer arabischen Kulturwoche ein Mensch jüdischen Glaubens reden soll, zum Anlass nimmt, die komplette Kulturwoche abzusagen, dann hat AKI ein Problem.“   ALKE WIERTH