verpasst?
: Spröde, aber gut

WM-Quali: Finnland–Deutschland, Mi., 19.25 Uhr, ZDF

Sein „zweites Leben“ (ZDF) begann fulminant. Oliver Kahn sprach konzentriert, schaute Johannes B. Kerner in die Augen – was er früher bei Journalisten nie getan hat. Auch die Kamera hatte der ehemalige Torhüter im Blick. Er verspüre überhaupt keinen Druck, ließ er wissen. Gut, seine linke Hand pendelte etwas unkontrolliert herum, das blaue Hemd passte nicht zum schwarzen Woll-Sakko, auch wurde er im Verlauf seiner Premiere schlechter, weil er in alte Muster verfiel. Doch gegen die an diesem Tag höchst mäßigen Kommentatoren Béla Réthy und vor allem Thomas Wark glänzte der Neuling. Kerner hielt ihn gut im Spiel, wenngleich sich der Moderator an Kahns spröde Art und seine Belehrungen („Das hab ich ja vorhin schon gesagt“) wohl noch gewöhnen muss. Zuletzt hatte das ZDF die jovialen Klopp und Meier beschäftigt. Leutselig ist Kahn nicht. Noch nicht. Aber selbst ein Kahn kann am ersten Tag seines zweiten Lebens nicht perfekt sein. Er wird jetzt daran arbeiten, seinen trockenen Humor besser anzubringen. Er wird bis zur Erschöpfung trainieren, die Kamera wie einen guten Freund zu behandeln. Das gebietet ihm sein übermenschlicher Ehrgeiz. Und in einem Jahr wird Kerner wie ein Praktikant neben Oliver Kahn erscheinen. Wetten! MARKUS VÖLKER