Murdoch macht sich breit

Nach dem Rücktritt von Michael Börnicke führt mit Mark Williams nun ein Murdoch-Mann Premiere – eine Personalie, die zeigt, wer beim Pay-TV-Sender das Sagen hat

Der Unterschied hätte nicht deutlicher ausfallen können: Als der Fernsehvollblüter Georg Kofler vor einem Jahr beim Bezahlsender Premiere seinen Hut nahm, rückte mit Finanzvorstand Michael Börnicke ein Mann an die Spitze nach, der sich in der glitzernden TV-Branche stets arg dröge ausnahm. Jetzt ist auch Börnicke weg – am Mittwochabend erklärte der Vorstandschef überraschend seinen sofortigen Rücktritt „aus persönlichen Gründen“.

Und natürlich kann man so etwas auch persönlich sehen: Schließlich sollen Börnicke und der wichtigste Premiere-Aktionär schon seit Längerem auf Kriegsfuß stehen. Dieser Großaktionär heißt Rupert Murdoch, hält derzeit mit 25,1 Prozent der Anteile eine Sperrminorität an der Pay-TV-Plattform und will den Laden nach Einschätzung der Branche sowieso ganz. Damit ist er nun einen entscheidenden Schritt vorangekommen: Gestern hatte der neue Vorstandschef Mark Williams seinen ersten Arbeitstag. Er kommt von Murdochs News Corp, ist dort als Finanzvorstand für Europa und Asien sowie die Pay-Sender Sky Italia und Star TV (Asien) zuständig. Williams saß bislang im Premiere-Aufsichtsrat und soll nach News-Corp-Angaben nur übergangsweise die Geschäfte führen. Dem widersprach gestern Premiere: „Williams wird seinen Job erfolgreich machen, wie lange das dauert, ist noch völlig offen“, sagte Premiere-Sprecher Torsten Fricke zu epd. Wie dem auch sei: Die Personalie zeigt, wer das Sagen hat – Murdoch.

Entsprechend machten gestern wieder Spekulationen die Runde, dass Murdoch nun mit der vollständigen Übernahme Ernst macht. Das Unternehmen ist allerdings nicht in bester Verfassung: Premiere hat nach eigenen Angaben aktuell rund 4,1 Millionen Abonnenten – und bilanziert steigende Verluste. Börnicke hatte dafür vor allem Schwarzseher verantwortlich gemacht, was in Branchenkreisen aber bezweifelt wird. Viel entscheidender für Premieres Zukunft dürfte der anstehende Poker um die TV-Rechte an der Bundesliga ab 2009 sein. Solange hier kein Ergebnis vorliege, könne man keine Prognose für das Geschäftsjahr 2008 abgeben, hatte Börnicke noch im August gesagt – und zumindest in diesem Punkt recht. STG