: „Ein zeitloses Spielzeug“
Von Mitte September 2008 bis Januar 2009 bietet die Ausstellung „SteinZeit“ im Wolfsburger Wissenschaftsmuseum„phæno“ Lego-Liebhabern eine Experimentierlandschaft. René Hoffmeister arbeitet als Modellbauer mit Lego und ist als einer der Organisatoren für die Veranstaltung veranwortlich
INTERVIEW CLAAS RELOTIUS
Herr Hoffmeister, wie viele Steine haben Sie für die Ausstellung insgesamt verbaut? Hunderttausende?
René Hoffmeister: Es ist immer schwer, dies genau zu beziffern, aber über eine Million sind es bestimmt.
Was haben Sie mit so vielen Steinen angestellt?
Die Ausstellung zeigt vor allem Modelle, die von Leuten gebaut wurden, die sich hobbymäßig mit Lego beschäftigen. Wir geben den Leuten die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und an den Modellen mitzuarbeiten. Wir werden gemeinsam mit ihnen mehrere Hochhäuser errichten, die gleichzeitig Teil der Ausstellung werden. Als großes Highlight wollen wir auch gleich in den ersten beiden Wochen versuchen, den Rekord der weltweit längsten Lego-Brücke zu knacken. Der liegt derzeit bei gut zwölf Metern, wir haben uns knapp 14 zum Ziel gesetzt.
Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und arbeiten schon lange hauptberuflich als Modellbauer mit Lego. Wie sieht Ihre Arbeit dabei aus?
Ich erledige vielfach Auftragsarbeiten für Firmen und Unternehmen. Auf Messen eignen sich die Modelle beispielsweise hervorragend als Eye-Catcher. Daneben baue ich auch Modelle für Einkaufszentren, wo es allein um die Unterhaltung der Kunden oder um Dekorierung geht. Und natürlich stehen dann auch noch Ausstellungen wie diese auf dem Programm. Es ist also ein abwechslungsreicher Job.
Die meisten Leute verlieren normalerweise schon im Laufe der Kindheit das Interesse an den Steinen. Warum war das bei Ihnen nicht der Fall?
Auch ich hab als Kind schon gerne mit Lego gespielt und einfach nie damit aufgehört. Natürlich gab es eine Zeit, in der Mädchen und Mofas interessanter waren, aber nach der Bundeswehr bin ich wieder voll eingestiegen. Als ich mich dann auf die Suche nach Ersatzteilen gab, habe ich damals festgestellt, dass es doch noch viel mehr Erwachsene gibt, die sich immer noch mit Lego beschäftigen. Das war auch der Grund, weshalb ich dann eine Internetseite gegründet habe, die sich speziell an Erwachsene richtet und auf der man Steine tauschen oder sich über Modelle schlau machen kann.
Die Homepage erfreut sich jede Woche zahlreicher Besucher. Wie groß ist Ihrer Einschätzung nach die Lego-Szene in Deutschland?
Der engere Kreis von den sogenannten Hardcore-Freaks, in deren Leben Lego eine ziemlich wichtige Rolle einnimmt, umfasst sicherlich um die 600 Mann. Darüber hinaus gibt es aber noch ein paar Tausend Leute mehr, die sich für Lego interessieren und sich intensiver damit beschäftigen. Darunter sind natürlich auch viele Jugendliche.
Die wenigsten von diesen spielen aber noch im eigentliche Sinne mit Lego, sondern befassen sich eher bautechnisch und konzeptionell damit.
Was macht für Sie persönlich den Reiz der Steine aus?
Vor allem ist es der Spaß, aus vielen einfachen Teilen etwas entstehen zu lassen. Man kann dabei seiner Phantasie immer freien Lauf lassen. Hinzu kommt, dass Lego-Steine eigentlich immer miteinander kompatibel sind. Es spielt keine Rolle, ob es sich um welche von 1970 oder von 2008 handelt, sie passen immer wieder aufeinander. Das Spielzeug ist einfach zeitlos.
Welchen Einfluss kann es Ihrer Meinung nach auf die Entwicklung feinmotorischer Fähigkeiten haben?
Das Bauen und Tüfteln damit trägt mit Sicherheit dazu bei, dass solche Fähigkeiten ausgebaut werden. Durch unseren Internetauftritt habe ich zum Beispiel jemanden kennen gelernt, dem nach einem Unfall von ärztlicher Seite sogar geraten wurde, mit Lego zu spielen, um die Feinmotorik in den Fingern wieder herzustellen. Mein Sohn ist jetzt vier Jahre alt und auch bei ihm sieht man gut, wie er immer schneller und stärker ein Gefühl für die technischen Funktionen gewinnt.
Ist Lego-Spielen für Erwachsene ein teures Hobby?
Wenn man als Sammler viele Steine anhäuft, ist es tatsächlich ein vergleichsweise teures Hobby. Trendmarken wie „Lego-Technik“ kosten natürlich besonders viel. Das Gute ist aber, dass man nicht unbedingt viel anhäufen muss: Aufgrund der erwähnten Kompatibilität der einzelnen Steine hat man die Möglichkeit mit dem selben Material immer wieder neue und unterschiedliche Modelle zu bauen. Oder aber man besucht einfach unsere Ausstellung und tobt sich da so richtig aus. Steine haben wir ja genug.
phæno - Die Experimentierlandschaft, Willy-Brandt-Platz 1, 38440 Wolfsburg geöffnet vom 16. September 2008 bis 6. Januar 2009
Hinweis:RENÉ HOFFMEISTER, 32, hat sein Hobby im Alter von 22 Jahren zum Beruf gemacht und arbeitet seither als professioneller Modellbauer mit Lego-Steinen. Hierzu betreibt er auch die Internetseite www.1000steine.de