Autofreier Sonntag
: Die Feigenblatt-Strategie

Voilà: Hamburg ruft den vierten autofreien Sonntag aus. Das erinnert an die Strategie beim gerade gefeierten China Summit: Korrektes Handeln publikumswirksam einfordern, aber doch nicht so nachdrücklich, als dass irgendjemand Anstoß daran nehmen könnte. Kürzer gesagt: Wasch‘ mir den Pelz, aber mach‘ mich nicht nass.

KOMMENTAR VON FRIEDERIKE GRÄFF

Mag sein, dass es bewusstseinsbildend wirkt, wenn der ein oder andere am autofreien Sonntag erkennt, dass es menschenmöglich ist, sich zur S-Bahn aufzumachen. Dass die Fahrt kostenlos ist, wird ihre Attraktivität vermutlich steigern. Noch sicherer ist, dass eine solche Guter-Wille-Veranstaltung vor allem die bereits Gutwilligen erreicht. Unwahrscheinlich dagegen, dass sich die Hamburg-typische SUV-Gemeinde zur Fahrrad-Sternfahrt versammelt.

Weitaus überzeugender wäre ein autofreier Sonntag, der begleitet wäre von ernsthaften Anstrengungen, dem Verkehr in der Stadt ein anderes Gesicht zu geben. Bislang ist die schwarz-grüne Regierung nicht dabei aufgefallen. Weder ist ein konsequenter Ausbau der Radwege zu beobachten, noch der Versuch, Radfahrern mehr Rechte zu geben. Bislang hat sich die Stadt auch nicht durch besonders sozialverträgliche Verkehrstarife hervorgetan. Erst dann verlöre das Motto „Ohne Auto, fertig, los“ seinen faden Beigeschmack.

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