kabinenpredigt
: Politisches Bewusstsein schärfen

Auf Berlins Fußballplätzen hat die Zahl der rechtsextremen, rassistischen und antisemitischen Vorfälle in der vergangenen Saison zugenommen. Beim Berliner Fußballverband (BFV) unternimmt man erst gar nicht mehr den Versuch, die traurige Statistik schönzureden. Man weiß, die Lage ist ernst. Das hat die Sportfunktionäre der bundesweit für Aufsehen sorgende Vorfall von Altglienicke gelehrt. Damals, vor zwei Jahren, wurden die Spieler des jüdischen Klubs Makkabi Berlin mit antisemitischen Hasstiraden geschmäht. Die ausbleibende Reaktion des Schiedsrichters sowie das darauf folgende äußerst milde Urteil der Sportrichter gegen Altglienicke haben dem Ansehen des BFV sehr geschadet.

In einer gemeinsamen Initiative mit dem Verein für demokratische Kultur in Berlin (VDK) will nun der BFV ab Oktober das politische Bewusstsein im hiesigen Amateurfußball schärfen. Sportrichter sollen künftig obligatorisch an Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen, um sich über aktuelle Erscheinungsformen von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zu informieren. Bei den Schiedsrichtern plant man, zumindest den Unparteiischen der obersten Amateurklasse der Stadt Nachhilfe zu geben. Bei einigen Akteuren, so der BFV, herrsche Unklarheit darüber, „welches Verhalten in welcher Form als rassistisch, antisemitisch oder rechtsextrem zu bezeichnen ist“.

Es ist eine Initiative von sehr begrenztem Ausmaß, aber eine gute, weil sie auf praxisorientierte Präventionsarbeit zielt. Die begrenzten finanziellen Mittel, die von der Landeskommission Berlin gegen Gewalt gestellt werden, könnte der BFV mit Hilfe von Sponsoren auch noch aufstocken. Das wäre vernünftiger, als Anti-Rassismus-Plakate drucken zu lassen, die lediglich Appellcharakter haben und eher der eigenen Imagepflege dienen. JOHANNES KOPP