Neigung zum Vergleichen

betr.: „Rüsselsheim ist überall“, taz vom 5. 9. 08

Es stört Ausländer oder ausländische Mitbürger in Deutschland häufig, dass ihre Herkunft andauernd mit angegeben wird. Mir war das neulich in den Regionalnachrichten eines privaten Radiosenders, in denen von einem Autounfall berichtet wurde, dessen Verursacher ein Pole war, aufgefallen. (Man weiß, es kann ein Pole gewesen sein, der vielleicht auch schon lange in Deutschland lebt.) In diesem Zusammenhang empfand ich die Informationen eigentlich als unwichtig, dass ein Pole den Frontalzusammenstoß verursacht hat. Frontalzusammenstöße werden hauptsächlich doch von erwachsenen, gesunden Menschen verursacht.

Andererseits kann ich diese deutsche Eigenart der Neigung zum Vergleichen sehr gut verstehen. Es schwingt eine gute Portion Neugierde und Interesse mit, aber auch Verstehenwollen und Verständnishaben. Man sollte diese Herkunftsangabe also nicht unbedingt verübeln.

Was mich allerdings vor Kurzem stutzig machte, war die Geschichte mit dem Ehrenmord in einer Eisdiele, bei dem eine unbeteiligte Person ums Leben kam. Mir fiel auf, wie wenig darüber berichtet wurde und besonders der unbeteiligten Person, die dabei ums Leben kam, wenig Beachtung geschenkt wurde. In solch einem Fall ist man es doch gewohnt, dass ein Aufschrei durch die Medien geht, Fragen dazu, was zur Sicherheit beigetragen werden kann, wie kam es zu Tod der unbeteiligten Person, wie hart werden die Täter bestraft, was sagt die Familie des Opfers …

Nun erfahre ich aus der wunderschönen Kolumne von K.-P. Klingelschmitt, dass die unbeteiligte Person eine Griechin war! Es fällt mir wie Schuppen von den Augen, deshalb vielleicht die Ruhe darum! ELLEN KAKO, Kiel