Späte Anerkennung

Die Bremer Georg-Elser-Initiative und ihr Schirmherr Hans Koschnick erinnern mit einer Veranstaltungswoche an den vor 100 Jahren geborenen Hitler-Attentäter

Bremen hält die bundesweit größte Veranstaltung zum Gedenken an Georg Elser ab: Vom 13. bis 19. Januar findet hier eine „Elser-Woche“ zu Ehren des Hitler-Attentäters statt. Am 4. Januar 1903 wurde Elser in Württemberg geboren – heute gilt der lange unbekannt gebliebene Schreinergeselle als einer der bedeutendsten Widerstandskämpfer Deutschlands.

Zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung hat die hiesige Georg-Elser-Initiative mit Schirmherr und Altbürgermeister Hans Koschnick, die Veranstaltungsreihe organisiert, die Bürgermeister Henning Scherf (SPD) am 13. Januar um 19.30 Uhr in der Oberen Rathaushalle mit einem „Abend für Georg Elser“ eröffnet. Festrednerin ist die Präsidentin des Goethe-Instituts Inter Nationes und ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichtes, Jutta Limbach. Am 16. Januar wird eine Georg-Elser-Sonderbriefmarke vorgestellt, und Hans Koschnick weiht den „Georg-Elser-Weg“ in der Vahr ein, außerdem sind Schul- und öffentliche Veranstaltungen geplant. Den Schlusspunkt wird eine Elser-Matineé am Sonntag (19. Januar) im Schauspielhaus setzen.

Elsers Geschichte blieb allzu lange unbekannt: Am 8. November 1939 explodierte ein Sprengkörper im Münchner Bürgerbräukeller. Die Saaldecke stürzte über dem Rednerpult ein, an dem Adolf Hitler noch 13 Minuten zuvor gestanden hatte. Acht Tote und mehr als 60 Verletzte lagen unter den Trümmern. Zollbeamte fassten kurz darauf den Attentäter Georg Elser an der Schweizer Grenze. „Ich wollte nur größeres Blutvergießen vermeiden“, gestand Elser nach tagelangen Folter-Verhören der Gestapo.

Schon gleich bei seiner Verhaftung in Konstanz hatte Elser bei den Fahndern Verdacht erregt, weil er noch Teile des Zeitzünders bei sich trug. Die NS-Propaganda hatte gleich von Anfang an von einem Anschlag des britischen Geheimdienstes gesprochen. Nach Abschluss der Vernehmungen kam Elser als Hitlers „Sonderhäftling“ in das KZ Sachsenhausen, später nach Dachau. Dort wurde er am 9. April 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, auf Weisung von „höchster Stelle“ erschossen.

Obwohl die Unternehmung, für die Elsers sein Leben gab, der einzige ernsthafte Anschlag auf Hitler vor 1943 blieb, geriet Elsers Name schnell in Vergessenheit. Seine Familie erhielt niemals eine Haftentschädigung, weil sich hartnäckig das Gerücht hielt, er sei Instrument der Nazis gewesen. Erst die Veröffentlichung der Verhörprotokolle aus den Akten des Reichsjustizministeriums Ende der 60er Jahre widerlegte alle diese Gerüchte. Am 20. Juli 1997 eröffnete die „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ in Berlin eine Sonderausstellung und eine Internet-Seite (www.georg-elser.de). Im Februar 1998 nahm in Elsers Heimatort Königsbronn die „Georg-Elser-Gedenkstätte“ ihre Arbeit auf. taz/epd