: was macht eigentlich... der Glücks-Cent?
Sich dünne
Mit dem Euro verschwand nicht nur die D-Mark, es verschwand auch der Glückspfennig. Dieses Kupferstückchen mit der Eins und dem Eichenblatt drauf. War es überhaupt ein Eichenblatt? Alles schon so lange her. Auf jeden Fall fand man das Stückchen Metall gelegentlich auf der Straße, dem Trottoir oder sonstwo im märkischen Sand. Es zu sehen und weiterzugehen kam einer Herausforderung des Unglücks gleich. Es zu sehen und darauf zu treten bedeutete, dem Schicksal den Fehdehandschuh vor die Füße zu werfen. Stattdessen galt: aufheben, abreiben, von beiden Seiten bespucken und einstecken. Bespucken war aus Sicht der alten Berliner unerlässlich. Nur bespuckte Glückspfennige konnte man weitergeben an jemanden, der Glück nötiger hatte als man selbst. Überhaupt hatten Glückspfennige eine therapeutische Wirkung: Weil Traurige – oder solche mit Liebeskummer – wegen der Traurigkeit – oder dem Liebeskummer – mehr auf den Boden schauen als Glückliche, haben sie öfters Glückspfennige gefunden. Das kam wie ein Schulterklopfen daher. Ach, es wird schon! Schon bald! Auch zu Neujahr ließ man sich beschenken mit dem magischen Quartett: Pfennig, Schornsteinfeger, Glücksschwein und Kleeblatt. Nun aber das Desaster, das Ende vom Lied: Der Glückspfennig hat keinen Nachfolger bekommen. Glücks-Cents liegen nicht herum, um die Leute zu erfreuen. Zu wenige davon sind im Umlauf. Keine Chance, sie zu verlieren. Und wenn sie herumlägen, wer garantierte, dass sie Glück brächten? WS FOTO: ARCHIV
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