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: Faschistoide Methoden

Jetzt wurde es wieder einmal offenbar: Kirchenleute sind nicht zwangsläufig Gutmenschen, und das Label „christlich“ hätten die schwarzpädagogischen Kinderheime der 50er und 60er getrost entfernen können. Was an dem Skandal massenhaft misshandelter Kinder aber eigentlich irritiert: Dass die Betroffenen so lange geschwiegen haben.

KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN

Vielleicht war Scham im Spiel – darüber, ein Heimkind gewesen zu sein, was bis heute ein Stigma ist. Anderen wird man schlicht nicht geglaubt haben. Einige aber werden versucht haben, sich Gehör zu verschaffen – ohne Erfolg, konnte man sie doch als „Einzelfälle“ abwimmeln.

Diesen Mythos hat die Studie der hannoverschen Landeskirche widerlegt. Sie beantwortet aber nicht, warum sich die Kirche erst jetzt für die damaligen faschistoiden Methoden ihrer Angestellten interessiert. Auch bleibt dunkel, was die verantwortlichen Erzieher zwischen 1933 und 1945 taten. Ob einige gar Euthanasie-Ideen anhingen und Behinderten deshalb besonders stark zusetzten.

Das alles hat sich mit der Professionalisierung des Berufsstands gegeben. Dass aber Erzieher – tätig in wes Namen auch immer – hierzulande weder akzeptable Bezahlung noch gesellschaftliche Anerkennung bekommen, ist bekannt. Ganz zu schweigen von der Qualität der Ausbildung: Bis zu finnischen Verhältnissen ist es noch weit.