Detlef und Ahmed

Niederlage

Der Tiger von Kreuzberg war guter Dinge, als er am Samstagabend beim letzten Völkerball von Radio Multikulti in der Kulturbrauerei auftrat. Sein grauer Kapuzenpullover erinnerte an das traurige Schicksal von U-Bahn-Umut, der 2006 von einer U-Bahn überrollt worden war. Irgendwie ging es wohl um Mädchen, und Tiger fragte ins Publikum, wer keine Freundin habe. Gutgelaunt hob ich meinen Arm. Gleich kam Tiger mit dem Mikro auf mich zu, um zu fragen, wie ich heiße. Kleinlaut sagte ich meinen Namen, mit weichem e am Anfang, so wie meine Eltern mich genannt hatten. Weil mein Name in Berlin mit hartem e gesprochen wird, wurde er nicht als gültig anerkannt. Ich musste ihn noch einmal laut so aussprechen, wie es in Berlin üblich ist.

Tiger sagte, völlig klar, dass ich mit diesem Namen keine Freundin finden könne, und empfahl mir, mich umzubenennen. Die Leute lachten sich halbtot und fanden es auch sehr lustig, dass ich aus Kreuzberg komme. Ich dachte an meine Pubertät, als ich aus Hass auf meinen Namen zwei Jahre lang alle Briefe mit „Schalke“ unterschrieben hatte, und an Ahmed, eine Nebenfigur der amerikanischen Serie „24“. Ahmed ist Teil einer islamistischen Terrorzelle. Irgendwie kommt es dazu, dass Ahmed die Familie seines amerikanischen Jugendfreundes festhalten und bedrohen muss, um einen anstehenden Anschlag nicht zu gefährden. Der Jugendfreund redet also auf Ahmed ein, ihn und seine Familie laufenzulassen. Im Namen der langen Freundschaft.

Und Ahmed sagt dann „You’re talking about friendship? You never spelled my name the right way! It’s Ahmed, not Ahmed!“ Den Rest des Abends war ich jedenfalls bedient und schlich mich dann traurig von dannen.DETLEF KUHLBRODT