Weniger Blechschaden

Dosenpfand kein Reizthema in Hamburgs Läden. Die meisten machen mit. Rücknahme bei Verkaufsstelle ist nur Übergangslösung. Einzelhandelsverband erwartet Erhöhung der Mehrweg-Quote. BUND: Einführung reibungslos

von GERNOT KNÖDLER

Die Einführung des Dosenpfandes hat den Aldi in Ottensen im Sinne Schwarz-Schills optisch aufgewertet. Von den Punks, die sich für gewöhnlich vor dem Geschäft an billigem Büchsenbier laben, war gestern nichts zu sehen. Aldi hatte in den letzten Tagen des alten Jahres das Büchsenbier palettenweise verschleudert, um sich in letzter Minute auf die Einführung des Pfandes für Einweg-Getränkedosen und -flaschen einzurichten. Im Laden herrschte wie anderswo am gestrigen ersten Verkaufstag mit dem umstrittenen Pfand Gelassenheit. Einigen Kunden schien der klein gedruckte Aufschlag nicht bewusst zu sein.

Ein junger Mann mit einem Sechserpack Sportlerlimo zum Beispiel behauptete steif und fest, kein Pfand bezahlen zu müssen – nach dem Motto „Dosenpfand gilt nur für Dosen“. Denkste. Sechs mal 25 Cent machen 1,50 Euro für den Sixpack. Dafür hätte er nach dem Einkaufen einen Espresso trinken können.

Andere Kunden bemerkten die Änderung erst, nachdem sie die Flaschen bereits in ihre Einkaufswagen gepackt hatten. Sie stellten ihr Einweg-Mineralwasser anderswo ins Regal oder ließen es an der Kasse. Die Leute hätten oft nicht genug Geld mit, um mehr als den gewohnten Preis für das Gebinde zu bezahlen, sagte ein Mitarbeiter. Trotzdem konnte er am ersten Tag noch keine Veränderungen im Umsatz feststellen. Aussagekräftige Feststellungen ließen sich darüber wohl erst nach einigen Wochen treffen, vermutete er.

Wie Aldi nimmt auch Minimal in nächster Zeit nur die Dosen und Flaschen zurück, die im Laden gekauft wurden. In dem Supermarkt in Ottensen stand dort, wo die Mehrweg-Flaschen zurückgegeben werden, ein riesiger Sack für Einweg-Pfand-Verpackungen. „Wir sind gerüstet für den Ansturm“, sagte Mario Ehlers von der Leergut-Annahme. Er und seine Kollegen seien geschult worden und daher „perfekt vorbereitet“.

Anders sah es beim Kiosk um die Ecke aus. In dem Zeitungs- und Süßigkeitenladen in der Bahrenfelder Straße wurden die Dosen noch ohne Pfand verkauft. Der Rückgabe sahen die Verkäufer mit Sorge entgegen. Viele Gedanken schienen sie daran nicht verschwendet zu haben.

Anders Ismail Sabri vom Schnell-Restaurant Aladin. Auch er hatte die Rücknahme noch nicht organisiert, bezeichnete das Pfand aber als gute Idee. „Im Grunde“, so Sabri, „müssten die Dosen abgeschafft werden“. Dann gäbe es weniger Müll.

Das ist auch die Hoffnung von Sybille Macht-Baumgarten, der Vorsitzenden des Umweltverbandes BUND in Schleswig-Holstein. Dessen Testkäufen zufolge lief die Einführung des Pfands reibungslos. Ähnlich bewertete diese der Entsorgungsverband des Einzelhandels FHE. Er habe keine Rückmeldungen erhalten, sagte Ulf Kalkmann, Geschäftsführer von FHE und Hamburger Einzelhandelsverband. „Das ist ein sehr positives Zeichen.“ Zumindest bis zum 1. Oktober werde sich die Mehrweg-Quote wohl erhöhen. Spätestens dann soll ein System etabliert sein, das es erlaubt, Einweg-Verpackungen überall zurückzugeben, nicht nur dort, wo sie gekauft wurden.

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