Lockerer Religionsunterricht

betr.: „In dubio Pro Reli“ von Robin Mishra, taz vom 12. 9. 08

Es freut mich für Herrn Mishra, dass er so einen lockeren Religionslehrer gehabt hat. Aber über das Thema Sexualität könnte man sicher genauso gut in einem anderen Schulfach reden, z. B. Ethik. Herr Mishra bestätigt meine eigene Erfahrung, dass der konfessionelle Religionsunterricht eher ein Plauder- und Fromme-Geschichten-Unterricht ist, als dass er die Schüler über konfessionelle Eigenarten aufklärt. Erfahren denn die Jugendlichen im katholischen Religionsunterricht etwas über die Dogmen ihrer Kirche, darüber, dass ihre andersgläubigen Mitschüler leider vom Heil ausgeschlossen sind und mit der ewigen Verdammnis vorliebnehmen müssen?

Wird etwa im evangelischen Religionsunterricht die lutherische Prädestinationslehre vorgestellt, nach welcher der Mensch keinen freien Willen besitzt, sondern von Gott vorherbestimmt ist, wie sein Leben verläuft und ob er anschließend im Himmel oder in der Hölle landet? Es wundert mich überhaupt nicht, wenn Religionslehrer solche uncoolen Fakten, obwohl sie wesentliche Bestandteile der Kirchenlehre darstellen, lieber verschweigen und stattdessen den Schülern den Coitus interruptus erklären. Mit der Lehre des Jesus von Nazareth hat beides nicht viel zu tun. RALF BÖHM, Berlin

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