Aus fünf mach zwei

Wunderfräulein und Jungvirtuose: Konstantin Lifschitz und Yu Kusoge bestreiten die auf zwei Récitals geschrumpfte Konzert- „Reihe“ „Auf schwarzen und weißen Tasten“

Zwölf Jahre ist es her, dass der damalige Redakteur für Kammermusik Peter Schilbach, bei Radio Bremen das Festival „Auf schwarzen und weißen Tasten“ mit fünf Konzerten aufgebaut hat. Selbst Pianist, hat er mit seiner professionellen Spürnase junge und jüngste Talente vorgestellt und stets den Sendesaal zuverlässig mit Publikum gefüllt.

Nun ist die Leitung der Reihe vor fünf Jahren auf Wilfried Schäper übergegangen. Der freilich muss sich mit der kulturfeindlichen Entwicklung von Radio Bremen rumschlagen. So schrumpfte die Reihe schon im vergangenen Jahr auf nur noch zwei Konzerte. Wie es weitergehen soll, weiß Schäper nicht.

Nicht aufgegeben allerdings hat er den Ansatz: Wie Schilbach, so ist auch Schäper auf der Suche nach den Größen der ganz jungen Generation. Jenen also, die gerade erst den Wunderkinderschuhen entwachsen sind, wie Yu Kosuge.

Es ist und bleibt ein Phänomen, wie die heute zwanzigjährige Japanerin nach Deutschland kam: Als Neunjährige eingeladen in die Kölner Philharmonie, erzählt sie: „Ich bin hierher gekommen und mir hat die Atmosphäre unglaublich gut gefallen.“ Dann habe sie einfach ihre Siebensachen gepackt und sei nach Deutschland gereist.

Heute lebt sie in Salzburg, hat zahllose Wettbewerbe gewonnen und wird von Kritikern als „Ausnahmepianistin“ gefeiert.

Das Programm, das sie am 7. Januar im Sendesaal von Radio Bremen spielt, mischt das große virtuose Repertoire, für das ihr Spiel schon als „Hexerei“ bezeichnet wurde – Chopin und Liszt – mit stilistisch so schwieriger Musik wie einer Klavier-Sonate von Joseph Haydn und späten Klavierstücken von Franz Schubert aus dessen Todesjahr.

Der Russe Konstantin Lifschitz ist fast zehn Jahre älter. Er erhielt 1995 den Echo-Klassik-Preis als „bester Europäischer Nachwuchskünstler“. Auch er saß wie Kosuge als Kind nur am Klavier, auch er wurde gefeiert als neue „Klaviersensation“.

Sein Programm am 6. Januar im Sendesaal von Radio Bremen lässt aufhorchen: Modest Mussorgskijs monumentaler Zyklus „Bilder einer Ausstellung“, in denen der Komponist zehn Bildern des Malers Victor Hartmann folgt. Der Klangvisionär Mussorgskij überschritt mit seiner Komposition bei weitem die Grenzen des damals üblichen Klavierspiels.

Zudem spielt Lifschitz Maurice Ravels 1920 entstandene gesellschaftskritische, kollabierende Walzer-Apotheose „La Valse“. Der junge Pianist schließt mit einem der geheimnisvollsten Werke der Literatur überhaupt: Er wag sich an Johann Sebastian Bachs gewaltigen Kanon-Zyklus, das „Musikalische Opfer“.

Ute Schalz-Laurenze

Montag, 6. Januar, Konstantin Lifschitz und Dienstag, 7. Januar, Yu Kosuge, Sendesaal von Radio Bremen, jeweils um 20 Uhr.