Vom Luxus des eigenen Hirns

Ein Mann geht im Zorn: CDU-Parlamentarier Mathias Henkel verlässt die Landespolitik

Mathias Henkel ist bedient. Vier Jahre saß er für die CDU in der Bürgerschaft, auf der Liste für die kommende Wahl steht sein Name nicht mehr. „Ich erlaube mir den Luxus, das eigene Hirn zu benutzen, auch in der Parteipolitik.“ Deshalb, meint der 55-Jährige, sei er bei den Christdemokraten nicht mehr gewollt.

Bei der kommenden Bürgerschaftssitzung am 22. und 23. Januar, tritt Mathias Henkel an, seinen „Luxus“ der eigenen Partei zumindest im Parlament ein letztes Mal um die Ohren zu hauen. Da wird es nämlich um die Affenversuche an der Universität gehen. Ein Bürgerantrag „Stoppt die Affenversuche“, initiiert vom Tierschutzbund und unterzeichnet von mehr als 10.000 BürgerInnen, wird dann mit den Stimmen der Großen Koalition abgelehnt werden. Das hat die Wissenschaftsdeputation im Oktober beschlossen (die taz berichtete). Aber nicht mit allen Stimmen der Großen Koalition. Mathias Henkel wird dagegen, also für den Antrag, stimmen. Er wird, verspricht er, in seiner Fraktion nicht der einzige sein.

Wenn er geht, so Henkel über Henkel, werden die Bereiche Tierschutz, Umweltschutz, Energiepolitik bei den Bremer Konservativen brach liegen. Mit der Landes-CDU scheint er fertig: „Da finden keine echten politischen Diskussionen mehr statt. Es ist ja auch einfacher, wenn man Leute hat, die keinen Widerspruch geben.“ Und er wird persönlich: „Dass die lebendige Verkörperung der Pisa-Studie, der ewige Student Claas Rohmeyer, bildungspolitischer Sprecher ist – da fällt mir nichts mehr zu ein.“ Weniger den Landesvorsitzenden Bernd Neumann macht Henkel verantwortlich, eher schon CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff. „Wer keine intellektuellen Ansprüche hat, der fühlt sich so am wohlsten“, sagt er über Eckhoffs Umfeld.

Ihm sei bedeutet worden, dass seine Art – „ich gelte als eigenwillig, eigenbrötlerisch“ – seiner Politkarriere nicht förderlich sei, erzählt der BSAG-Fachbereichsleiter. Und sagt lakonisch: „Dann ist das eben so.“ Denn: „Ich spiele nicht den Wasserträger!“

Im CDU-Haus am Wall stellt sich die Causa Henkel etwas anders dar. Denn Henkel kommt aus Schwachhausen. Ein „hohes Angebot von Kandidaten“ habe Schwachhausens CDU aufgestellt, so Landesgeschäftsführer Heiko Strohmann, da käme eben nicht jeder zum Zuge. Zumal Schwachhauser Christdemokraten den vorderen Teil der Kandidatenliste dominieren: Auf Platz 1 Finanzsenator Hartmut Perschau, Wirtschaftssenator Josef Hattig auf Platz 4, Wolfgang Schrörs auf Platz 7, Wirtschaftsstaatsrätin Sibylle Winther auf Platz 9. Die nächsten Schwachhauser auf der Liste sind neue Köpfe, ähnlich wie Silke Striezel (Platz 36) hätte Henkel allenfalls einen aussichtslosen Platz weit hinten ergattern können. Außerdem, so Strohmann weiter, sei Henkel nicht mehr CDA-Vorsitzender, als welcher er 1999 erst auf die Liste gekommen sei. Dass es Henkels Politkarriere wohl auch aus anderen Gründen zu Ende ist, das deutet Strohmann nur an: „Ein Feld zu besetzen und wie man es besetzt, das sind ja zwei verschiedene Schuhe.“ sgi