reisebücher
: Der kurze Tipp

Tiefgang und Oberfläche

Als der notorische Ästhet Christian Kracht im Jahre 2000 seine gesammelten Asienreportagen für die Welt am Sonntag in Buchform veröffentlichte, war das Medienecho gespalten – von „Literarischer Sundowner“ (Harald Schmidt) bis „großmäulig“ (taz) reichte das Spektrum. Jetzt, zwei Jahre später, mit Erscheinen der Taschenausgabe ist klar: Hinter dick aufgetragener Naivität – „Anderntags fuhren wir durch Malaysia. Die Menschen hier schienen unglücklicher zu sein als in Thailand“ – verbirgt sich eine extravagante und damit sehr ehrlichere Herangehensweise an andere Länder. Und auf Naturbeschreibungen verzichtet er auch.

Christian Kracht: „Der gelbe Bleistift“. dtv 2002, 192 S., 8,50 €

Die Flucht vor dem Ich

Ein Mann und eine Frau lieben sich, doch sie wohnen nicht am selben Ort. Da sie nicht wissen, wie sie zueinander finden können, wählen sie die radikale Lösung: Ein Jahr lang wollen sie durch die Welt ziehen, um gemeinsam einen perfekten Platz zum Leben zu finden. Es kommt, wie es kommen muss: Einen solchen Platz gibt es nicht. Doch bis es so weit ist, erfährt der Leser allerhand Interessantes darüber, wie sich der Durchschnittseuropäer in fremden Kulturen durchschlägt, fiese Trickbetrüger abwimmelt, Beziehungsprobleme löst und alkoholische Getränke zu sich nimmt.

Susanne Haase: „Gibt es den perfekten Platz zum Leben?“ kiwi 2002, 286 S., 9,90 €

Sehnsucht nach Melancholie

Alfred van Cleef geht es nicht gut. Er sucht nach einem Weg, die – schief gegangene – Liebe seines Lebens zu vergessen. Als Gegenmittel verordnet er sich, den unwirtlichsten Ort der Welt zu finden und dort einige Zeit zu verbringen: die Insel Amsterdam, zwischen Indien und der Antarktis gelegen, stets nebelverhangen und grau. Nach drei Monaten dort ist er zwar immer noch nicht glücklich, aber er weiß, dass er Lust hat zu leben. Ein ansprechendes Buch.

Alfred van Cleef: „Die verirrte Insel“. marebuchverlag 2002, 255 S., 22,90 € MAHA