kurzkritik: kabale und liebe am schauspielhaus
: Duell zum Spaß

Es ist ein Stoff, der zur Zeit seiner Entstehung an die politischen Verhältnisse gebunden war und heute eher befremdet. Denn zwar gibt es weiter Unterschiede im Wohlstand. Die Tragik aber, die Schillers „Kabale und Liebe“ offenbart, ist nur noch schwer plausibel zu machen.

Der Tscheche Dušan Parizek hat das Stück zur Spielzeiteröffnung ans Schauspielhaus gebracht. Eine Bühne aus glattem Parkett – Achtung Rutschgefahr! – ist Konstante des Abends. Weitgehend unverändert bleibt der Plot, den er fesselnd erzählt. Was dem Regisseur aber nicht gelang: sich zu entscheiden, ob er den Stoff gestrig oder heutig findet.

Infolgedessen zerfällt die Inszenierung: Da ist einerseits das Intriganten-Team des Präsidenten, das dem moderner Führungsetagen gleicht. Andererseits ist da das Liebespaar – der adlige Ferdinand und die bürgerliche Luise – das seinen Rausch ungebrochen zelebriert. Auch die Frauenfeindlichkeit des Stücks – Mann kommt und wälzt das Leben zweier Frauen um – reproduziert Parizek kritiklos.

Die einzigen, allerdings allzu slapstickartigen Brechungen bieten Szenen wie das Fast-Duell Ferdinands mit dem Hofmarschall: „War nur Spaß“, sagt er später. Solche Plattitüden vertragen sich nicht mit der sentimentalen Schlussszene, in der der Vater seine Tochter beweint. Denn was sollte dies sein: Lust- oder Trauerspiel? Und wieso stirbt Luise lieber für den Geliebten, als für den Vater zu leben? Fragen, die Parizek nicht beantwortet.

PETRA SCHELLEN