Israel schlägt Revolte nieder

Aufruhr von internierten Palästinensern. Armee zerstört Haus von Dschihad-Führer

JERUSALEM taz ■ Israels Armee ist gestern Nacht mit Tränengas gegen rebellierende palästinensische Häftlinge im Internierungslager Ofer bei Jerusalem vorgegangen. Die Revolte hatte am Donnerstag als Hungerstreik gegen eine israelische Verhaftungswelle begonnen. Nach mehrstündigem Aufruhr, bei dem die Gefangenen Gegenstände auf die Wächter warfen, Lagerzäune niederzureißen versuchten und Matratzen in Brand setzten, wurde die Ruhe wieder hergestellt. Vierzig Palästinenser mussten wegen Verletzungen durch Tränengas behandelt werden.

„Das war ein relativ ernsthafter Aufstand“, bestätigte ein Armeesprecher. Am Donnerstag hatte die israelische Menschenrechtsorganisation „Betselem“ mitgeteilt, dass Israel ohne richterliche Anordnung mehr als tausend Palästinenser in Internierungslagern festhalte. Ein weiteres großes Lager, Keziot, befindet sich in der Wüste Negev. Die Administrativhaft der wegen Terrorismusverdachts festgenommenen Palästinenser kann immer wieder durch Anordnung eines Generals verlängert werden, ohne dass es zu einem ordentlichen Prozess kommt. Noch nie habe Israel so viele Palästinenser in Gefängnislagern interniert wie jetzt, so „Betselem“.

Im Dorf Beit Khil zerstörten israelische Truppen am Donnerstag das Haus von Machmud Ismail Darwisch, dem Führer der militanten Organisation Islamischer Dschihad in der Hebron-Region. Diese hat die Verantwortung für mehrere Selbstmordanschläge übernommen. Darwisch ist seit sechs Monaten in israelischer Haft. In dem zerstörten Haus lebten die Ehefrau Darwischs und die Kinder des Paars.

ANNE PONGER

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