Experte für „ein paar Euro für den Arztbesuch“

Gesundheitssachverständiger Friedrich Wilhelm Schwartz empfiehlt ein Eintrittsgeld für den Besuch einer Arztpraxis

BERLIN taz ■ Im Streit um die Zukunft des Gesundheitssystems plädiert Friedrich Wilhelm Schwartz, Mitglied des Sachverständigenrats im Gesundheitswesen, für begrenzte Zuzahlungen – „aber nicht so hohe Summen und nicht so pauschal“. Man könne die Versicherten etwa „ein paar Euro“ beim Arztbesuch zahlen lassen. Um jedoch das Gesundheitssystem langfristig finanzierbar zu erhalten, sagte Schwartz zur taz, „müssen wir uns davon verabschieden, die Kassenbeiträge nur lohnbezogen zu erheben“. Mieterträge und Zinseinkünfte müssten beitragspflichtig werden.

Dies komme einer „Sozialsteuer“ gleich, „hätte aber den Vorteil, dass es mehr Wettbewerb geben könnte zwischen Kassen, Ärzten und Krankenhäusern“ als in den steuerfinanzierten Systemen wie beispielsweise in Großbritannien.

Auch gestern hagelte es Kritik auf den Vorschlag von Bernd Raffelhüschen zur Finanzierung des Gesundheitswesens. Das Mitglied der Rürup-Kommission zum Umbau der sozialen Sicherungssysteme hatte dafür plädiert, die Versicherten selbst für Zahnbehandlung zahlen zu lassen sowie ihnen eine Selbstbeteiligung von 900 Euro jährlich aufzudrücken.

AOK-Chef Hans-Jürgen Ahrens und der Chef des Sozialverbands VdK sagten, solche Maßnahmen träfen vor allem chronisch Kranke. CDU-Sozialexperte Storm sagte: „Es kann nicht sein, dass wir Geringverdiener am Gebiss erkennen.“ UWI

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