Mit dem Geist der Mangas

Der japanische Popstar mit Fußballtalent, Naohiro Takahara, ist in Hamburg angekommen. Der Torroboter führt beim HSV zu imaginären Tabellenhöhenflügen

„Wir wollen den fünften Tabellenplatz erreichen.“

Man könnte meinen, Naohiro Takahara werden Kräfte angedichtet, von denen sich einige Verantwortliche des HSV bei der Manga-Ausstellung in den Deichtorhallen inspirieren ließen. Als Menschmaschinen vermögen die Helden japanischer Comicfilme außerordentliche Dinge zu tun.

Anders ist es kaum zu erklären, dass nach der Ankunft des Torroboters (26 Tore in 27 J-League-Spielen) selbst der zurückhaltende Trainer Kurt Jara in Hoffnung auf Tore am Fließband vom „fünften Tabellenplatz“ fabulierte. Diese Trefferzahl „erwarten wir in Hamburg auch“, witzelte Jara.

„Ich werde mein Bestes geben“, versprach der 23 Jahre alte Stürmer, der am Freitag in der Hansestadt eingetroffen war und von über 30 japanischen Journalisten begleitet wurde. „Sie gehen etwas zu weit. Ich bin irritiert über dieses Aufgebot“, ließ der Jungstar über seinen Dolmetscher ausrichten.

Im Fernen Osten sind schon 10.000 HSV-Trikots mit seinem Namen bestellt worden, auch wenn sein Wechsel in die Bundesliga nicht nur Freude ausgelöst hat. Kazuaki Sasaki, der Generalsekretär der Profiliga, befürchtet sogar einen Identifikationsverlust: „Wir sind etwas besorgt. Die J-League ist mit zehn Jahren ja noch sehr jung.“ Er sieht aber auch den positiven Aspekt: Durch den Erfolg der japanischen Fußballhelden im Ausland – acht Profis verdienen ihr Geld mittlerweile in der Fremde – werde der Nachwuchs stark motiviert.

Einen ersten Gewinner durch den Takahara-Wechsel gibt es bereits: den Pay-TV-Sender WOWOW, der die Rechte für die Bundesligaspiele besitzt.

Mit dem Manga-Kicker veranstaltete der HSV am Samstag sogar eine Pressekonferenz. „Der ganze Rummel um meine Person ist mir gar nicht recht“, sagte Takahara, der in seiner Heimat wie ein Popstar verehrt wird. Dort ist er nur Popstar, in Hamburg soll er Torroboter werden.

FOG/DPA