montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Blitzeis! Trauma, Schrecken und Horror in diesen Winternächten. Neujahr überfiel es mich wie ein Schauder, und ich wurde gefällt wie eine liebesblinde Liebeslinde. Das war mir zuletzt 1968 passiert, als ich leider noch zu den Linken gehörte und auf dem nächtlichen Heimweg nach einer Diskursrunde so schwer stürzte, dass ich mir meinen Musikknochen brach. Seitdem bin ich auf diesem Ohr taub. Neujahr schlidderte ich zu Boden und – nichts geschah. Ich wartete einen Moment, verharrte auf dem harten Eis, bewegte mich nicht, aber selbst Minuten nach dem Sturz war kein Schmerz, kein Gefühl, kein Feeling zu spüren. So musste es sein, wenn man Bundeskanzler ist, schoss es mir durch den Kopf. Seit Tagen nun grübele ich über meinen spontanen, sporadischen und sportlichen Gedanken: Macht Politik gefühllos? „Well it’s more than a feeling“, wie der katalanische Philosoph Luis Buñuel einmal schrieb. Nur mit solch hispanischem Feuer lässt sich das Blitzeis in seine kalten Schranken verweisen.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.