Solarprojekt für Investoren

Umweltverbände organisieren Kapitalanlage: Bei einer monatlichen Einlage von 100 bis 120 Euro prognostizieren die Initiatoren eine jährliche Rendite zwischen 6 und 8 Prozent

Kann man mit einer Solarstromanlage tatsächlich eine Rendite von 6 bis 8 Prozent jährlich erzielen? Davon jedenfalls sind die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und sechs weitere Umweltorganisationen aus dem Landkreis Konstanz überzeugt. Unter Federführung der Bürgeraktion Solarcomplex aus Singen haben die Verbände jetzt eine entsprechende Geldanlage entwickelt.

Die gute Rendite soll möglich werden, indem man den Investoren ausschließlich Einheitsbeteiligungen von sechs Kilowatt anbietet. Damit hält man den Verwaltungsaufwand gering. Zudem garantiere ein Großeinkauf der Komponenten bei der Konstanzer Solarfirma Sunways äußerst günstige Konditionen, sagt Bene Müller von Solarcomplex. So wird jede Anlage mit exakt 6,16 Kilowatt Leistung für genau 31.000 Euro angeboten – was tatsächlich ein Preis ist, wie ihn ein Investor beim Kauf einer privaten Solaranlage mit Sicherheit derzeit noch nicht erzielt.

Weil dennoch nur wenige Investoren für eine Beteiligung in dieser Höhe zu gewinnen sind, haben die Initiatoren – unter anderem auch der BUND, der Nabu und der Global Nature Fund – ein Finanzierungskonzept ohne Eigenkapitalbedarf ersonnen: Die Investitionssumme wird komplett durch einen Kredit im Rahmen des 100.000-Dächer-Programms finanziert. Zins und Tilgung werden anschließend zum großen Teil über die gesetzlich garantierte Einspeisevergütung beglichen.

Während der achtjährigen Tilgungsphase entsteht allerdings eine geringe Unterdeckung in Höhe von 100 bis 120 Euro monatlich, die von den Investoren aufgebracht werden muss. Doch mit Rückzahlung des Kredits beginnt dann die Ertragsphase, die bis zum Ablauf der garantierten Einspeisevergütung nach 20 Jahren andauert. So kommt der Investor auf etwa 20.000 Euro Ausschüttung bei einer Einzahlung von nur etwa 10.000 bis 11.000 Euro. Zudem fallen in den ersten Jahren steuerlich anrechenbare Verluste an. Aus der mittleren Kapitalbindungsfrist von neun Jahren ergibt sich so – je nach Sonneneinstrahlung – die erwähnte Rendite zwischen 6 und 8 Prozent jährlich.

Die Anlagen werden auf Dächern installiert, die jeweils mindestens 200 Quadratmeter groß sind. Erste Dachnutzungsverträge für landwirtschaftliche Gebäude, ein Rathaus und einen Bauhof seien bereits unterzeichnet. Bis zum Jahresende soll ein Megawatt Photovoltaik am Netz sein. „Das ist der Beginn der Solarregion Bodensee“, sagt Müller. So werde das Projekt zudem „ein regionales Wirtschaftsförderungsprogramm für das Baunebengewerbe“ sein. Denn fünf Millionen Euro wollen die Umweltverbände in den kommenden Monaten investieren und damit zahlreiche Aufträge für Gerüstbauer, Elektroinstallateure, Zimmerer und Blechner schaffen.

„Die Stromwirtschaft denkt in Megawatt, und deswegen wollen wir auch mit der Solarenergie in diese Dimensionen vorstoßen“, sagt Müller. Bereits 20 Prozent des Kontingentes seien schon vor dem offiziellen Start des Projekts zum Jahresbeginn gezeichnet worden. „Unser Ziel ist es, die Solarenergie auch für die Menschen attraktiv zu machen, die bisher in andere Projekte investiert haben“, sagt Jörg Dürr-Pucher von der Deutschen Umwelthilfe. BERNWARD JANZING

www.solarcomplex.de