Wulff verteidigt Hauptschule

Niedersachsens schwarz-gelbe Koalition hält weiterhin am dreigliedrigen Schulsystem fest. Die Opposition plädiert dagegen für die andernorts bewährte Regionalschule. Ministerpräsident gesteht „Veränderungszwang“ ein

Niedersachsen solle seine Hauptschulen behalten – das haben am Mittwoch Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) bekräftigt. Wulff erinnerte während der Landtagsdebatte an die „erfolgreiche Hauptschularbeit“ im Land und stellte sich damit gegen die Opposition. Er lasse es nicht zu, dass diese Schulform kaputtgeredet werde, sagte Wulf in der hitzigen Diskussion.

„Sie haben die Hauptschulen fünf Jahre so gestärkt, dass die Anmeldezahlen halbiert sind“, warf dagegen die Schulexpertin der Grünen, Ina Korter, der Landesregierung vor. In Niedersachsen gebe es 287 Hauptschulen mit jeweils nur einer Klasse pro Jahrgang.

Der SPD-Abgeordnete Claus Peter Hoppe warnte davor, die Mindestgröße der Schulen zu unterschreiten. Sein Vorschlag: Schulzentren, in denen Hauptschüler mit Realschülern unterrichtet werden dürfen. Zwar räumte Wulff ein, dass es einen „Veränderungszwang im Bildungssystem Niedersachsen“ gebe, jedoch sei es für Gesetzesänderungen zu früh. Erst müsse abgewartet werden, bis die Maßnahmen zur Stärkung der Hauptschulen greifen. „Diese Landesregierung schließt keine Hauptschule“, sagte Kultusministerin Heister-Neumann. Gleichzeitig lehnte sie das von der Opposition vorgeschlagene Modell der Regionalschule ab.

In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und im Saarland gibt es bereits keine Hauptschulen mehr. Berlin plant ebenfalls eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschule.

Selbst die schwarz-grüne Regierung in Hamburg hat die eigenständige Hauptschule mit Beginn dieses Schuljahrs abgeschafft. Dagegen hält die schwarz-gelbe Koalition in Niedersachsen am dreigliedrigen System fest. Auf die Forderung von Christa Reichwaldt (Die Linke) nach „Schulzentren für alle“ statt „Haupt- und Realschulen per Notoperation“ antwortete Heister-Neumann, die Einheitsschule sei „nicht das vernünftige Gegenmodell zu unserer Angebotsvielfalt“.

Parteipolitische Zankereien verhinderten über weite Strecken eine inhaltliche Debatte. So warf Wulff der Opposition vor, das wichtige Thema Bildung zu instrumentalisieren und bezeichnete die Abgeordneten als „Haufen“. Nach einer Beschwerde von Heiner Bartling (SPD) erinnerte Jörg Bode (FDP) wiederum die SPD daran, sie habe die schwarz-gelbe Fraktion in der Vergangenheit als „Schnöseltruppe“ bezeichnet. DPA