OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Besonders pfleglich gingen die Deutschen mit ihren Filmstars ja nie um – insbesondere dann nicht, wenn diese sich vom deutschsprachigen Film emanzipierten und es wagten, eine Weltkarriere in Angriff zu nehmen. Irgendwie wirkten Presse und Publikum dann immer beleidigt. Das ging auch der Österreicherin Romy Schneider nicht anders, die 1959 ihrem von den „Sissi“-Filmen geprägten Image zu entrinnen versuchte, indem sie nach Paris zog, wo sie Theater spielte und in Filmen von Visconti, Preminger und Orson Welles auftrat. 1965 begleitete der Regisseur Hans-Jürgen Syberberg Romy Schneider nach Kitzbühel, wo der Film „Romy. Anatomie eines Gesichts“ für das Bayerische Fernsehen entstand; ein Porträt, in dem die Schauspielerin recht offen über Fragen des Images, künstlerischer Selbstfindung und Zukunftsplänen Auskunft gibt. Scheinbar hatte sie sogar so offenherzig geplaudert, dass anschließend starke Kürzungen an dem Film durchsetzte, der mit „Portrait eines Gesichts“ auch einen neuen Titel bekam. Doch was übrig blieb, ist interessant genug: Schneider versucht sich mit Chanel-Klamotten, Zigaretten und diversen Drinks als ausgesprochen weltläufig zu inszenieren – und wirkt im Gespräch am Kamin dann doch eher verletzlich. Bei all ihren halbausgesprochenen und wieder umformulierten Sätzen kann man ihr geradezu beim Denken zusehen; kein Star (und kein Imageberater) würde heute etwas Derartiges zulassen. Bei alledem erscheint sie immer mit sich im Unreinen, im Leben ist sie dann ja wohl auch daran gescheitert.

Das Interessante an dem deutschen Spielfilm „Das Bad auf der Tenne“ (1943) ist nicht so sehr die Story (ein allerdings gar nicht so schlechtes „erotisches“ Kostümlustspiel um die Verwirrung und bigotte Empörung, die eine Badewanne im 18. Jahrhundert in einem niederländischen Dorf auslöst), sondern die damals neue Farbfilmtechnik von Agfacolor. Denn „Das Bad auf der Tenne“ war erst der dritte deutsche Spielfilm in Farbe, die hier (vielleicht auch dank technischer Limitationen) mit Sepiatönen in den Innenräumen und einer leuchtenden Farbigkeit in den Außenszenen spannende Akzente setzt.

Ursprünglich kamen die „King Kong“-Regisseure Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack vom Dokumentarfilm. Abenteuerliche Umstände hatten sie sich dafür von jeher ausgesucht (etwa die schwierige Wanderung eines persischen Nomadenvolkes in dem Expeditionsfilm „Grass“), doch man kann in ihren Filmen auch sehr gut verfolgen, wie das Interesse an den tatsächlichen Lebensumständen der porträtierten Menschen langsam abnimmt und einer inszenierten Exotik weicht. In „Chang“, 1927 im Dschungel von Siam gedreht, werden die Szenen von der Feldarbeit thailändischer Bauern nur noch als Vorwand genutzt, eine Geschichte zu erzählen, in der die Bauern aus Angst um ihre Haustiere auf die Jagd nach Tigern und Leoparden gehen. Und eine Elefantenstampede gibt es auch … da ist „King Kong“ eigentlich schon nicht mehr allzu weit. Beide Filme laufen in der Tropen-Filmreihe im Arsenal. LARS PENNING

„Romy – Portrait eines Gesichts“ 18. 9., 21. 9. im Filmmuseum Potsdam

„Das Bad auf der Tenne“ 24. 9. in den Eva-Lichtspielen

„Chang“ (OF) 19. 9., „King Kong“ (OmU) 24. 9. im Arsenal 1