Immer neue Super-Luxusautos am Start

Jetzt auch Cadillac mit 16-Zylinder – um Briten und deutschen Emporkömmlingen etwas entgegenzusetzen

BERLIN taz ■ Hach, was ham wer doch für eine Krise am Hals. Nur der Sektor der wahrlich exquisiten Automobile steht immer weiter expandierend da, wie das berühmte gallische Dorf gegen die Invasion der Kleingeister.

Die Familie der Karossen zum Preis von mehr oder weniger großen Einfamilienhäusern wächst stetig (alle folgenden Preise ohne Mehrwertsteuer und in der Grundausstattung): Sonntagnacht gab der Welt größter Autkonzern General Motors bekannt, dass er seine Luxusmarke Cadillac aufpolieren wolle – mit einer Sechzehnzylinder-Karosse für 200.000 Dollar. Es würde eines der größten und teuersten Gefährte der Welt, so GM-Vorstandschef Bob Lutz. Über die Größe und damit Umweltschädlichkeit regen sich heute nur noch ein paar Ökos auf, das stört die Autogemeinde nicht weiter. Aber das mit dem „teuersten“ wird sehr schwierig, angesichts der jüngsten Neuentwicklungen in der Branche.

Vorgestern etwa stellte BMW seine Luxusmarke Rolls-Royce vor. Der berühmte Britenname gehört seit Neujahr den Münchnern. Das neue Modell „Phantom“ steigt leicht unbescheiden bei etwa 320.000 Euro ein und bietet neben britischem Handmade-Interieur bayerische Technik: zwölf Zylinder mit 460 PS, 240 Stundenkilometer Spitze, 1.000 Stück sollen jährlich vor allem in den USA verkauft werden. Beim „Phantom“ öffnen sich die hinteren Türen von vorne nach hinten – damit der Chauffeur eleganter öffnet.

Cadillac muss etwas tun, denn die Deutschen mit BMW, Mercedes und Porsche haben der Marke zusammen mit dem Toyota-Oberklassenmodell Lexus auch in den USA längst den Rang abgelaufen. Die Konkurrenz wird allerdings hart: Die Financial Times schätzt den Weltmarkt für Luxusautos über 150.000 Euro auf lediglich 8.000 Stück im Jahr. Und da tummeln sich ja auch noch die neuen Sprösslinge von DaimlerChrysler und Volkswagen. Der Maybach von Daimler geht ab 310.000 Euro an den Start und kostet nicht nur, sondern wiegt mit seinen 550 Pferdestärken auch knapp so viel wie ein Einfamilienhaus.

Die ehemalige britische Rolls-Royce-Schwestermarke Bentley wiederum gehört jetzt zum VW-Konzern. Bei einer Umfrage ermittelte Bentley seinen typischen Kunden: männlich, in den Fünzigern und Eigentümer von fünf weiteren Wagen. Der neue Bentley Continental GT zielt hingegen auf den dynamischen Mittvierziger und ist mit 300 km/h derzeit der schnellste Viersitzer der Welt.

Die zweite VW-Luxustochter Bugatti schießt bald den Vogel ab: Die jeweils 50 pro Jahr im Elsass handgefertigten Bugatti Veyron sollen ab 2004 rollen und je eine Million Euro kosten. Der Bugatti bietet alles, was ein Auto der heutigen Elite bieten muss. Dazu auch 16 Zylinder und – na? – 1.001 PS. Für das eine PS mehr als der Cadillac und die Höchstgeschwindigkeit von 406 Stundenkilometern lohnt in Insiderkreisen wohl der Mehrpreis. Da wirkt der neue Ferrari Enzo mit seinen 675.000 Euro richtiggehend billig. Aber das ist ja auch nur ein Zweisitzer.

REINER METZGER