Nikotin macht abhängig

betr.: „Raucher sollen jetzt Kranke sein“, taz vom 16. 9. 08

Natürlich ist Rauchen eine Abhängigkeitserkrankung, kein Mensch zieht sich freiwillig mehrmals täglich luftabschneidendes Nervengift hinein. Es ist nicht neu, dass Nikotin das höchste Abhängigkeitspotenzial – höher als Heroin – hat. Die Aufregung um diese alte, nur neu ausgesprochene Erkenntnis ist dem neoliberalen, entsolidarisierenden Gesellschaftsbild geschuldet, das (scheinbare) Unabhängigkeit hochhält und damit komplexere menschliche Funktionsweisen ignoriert.

Souverän wäre es, krank machende Abhängigkeiten erst wertfrei zu akzeptieren, dazu zu stehen und dann zu versuchen, sich von ihnen zu lösen. Wer den Mut hat, sich diesem Prozess zu stellen, sollte wie bei allen anderen Abhängigkeitserkrankungen erforderliche Unterstützungsleistungen bekommen. Wenn die Ärzteschaft mit ihrer Forderung auch der Pharmaindustrie auf die Sprünge helfen will, dann ist das ein Problem, das längst an anderer Stelle bearbeitet gehört hätte, ändert aber nichts daran, dass sie in diesem Punkt Recht hat. SUSANNE BAUMSTARK, Berlin

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