Teurer grüner Punkt

Wegen des Dosenpfandes rechnet das Duale System Deutschland mit 290 Millionen Euro Umsatzausfall. Handel warnt vor Verteuerung

BERLIN taz/dpa ■ Jetzt pflastern erste Verluste den Siegeszug des Dosenpfandes: Die Gehring-Bunte GmbH meldete gestern Kurzarbeit an. Der deutsche Marktführer für 0,33-Liter-Mineralwasser-Einwegflaschen beschäftigt in Gütersloh, Bielefeld und in Brandenburg 450 Mitarbeiter. Im Jahr 2001 hatte das Unternehmen 2,58 Millionen Hektoliter in Einweg abgefüllt, damit 144,8 Millionen Euro umgesetzt.

Außerdem fürchtet das Duale System Deutschland (DSD) um seine Pfründe: Weil die Dosen jetzt nicht mehr im gelben Sack landen, können sie vom Grünen-Punkt-Vergeber auch nicht mehr recycelt werden. Eine Unternehmenssprecherin bezifferte den so entstehenden Umsatzausfall mit bis zu 290 Millionen Euro. „Langfristig ist deshalb eine Erhöhung der Lizenzpreise denkbar“, so die Sprecherin. Wegen der technisch relativ einfachen Aussortierung des Weißbleches sind die Dosen einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Dualen Systems gewesen.

Da trifft es sich ganz gut, dass seit gestern Hans-Peter Repnik den Vorstandsvorsitz des DSD übernommen hat. Schon Mitte der Achtzigerjahre machte der gelernte Jurist Umweltschutz zu seinem Thema. Repnik ist seit 1980 Mitglied des Bundestages, seit 1998 parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion. „Ich möchte erreichen, dass wieder mehr über die Leistung des Dualen Systems für den Umweltschutz geredet wird“, erklärte Repnik gestern vor den DSD-Mitarbeitern in Köln.

Für den Einzelhandel jedenfalls ist die DSD-Ankündigung willkommene Munition: Ein Sprecher warnte, höhere Lizenzen für den grünen Punkt müssten an die Kunden weitergegeben werden, die Produkte würden dadurch teurer. Michael Schroeren, Sprecher von Umweltminister Jürgen Trittin, wies die Darstellungen als einseitig zurück. Doch so leicht dürften sich die Argumente nicht vom Tisch weisen lassen. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung forderte gestern eine Überprüfung der Auswirkungen des Dosenpfandes auf Umwelt und Wirtschaft. NICK REIMER