vorlauf kunst Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Das neue Jahr begann ruhig, da die Türen der meisten Galerien bis Anfang dieser Woche geschlossen blieben. Ohnehin macht das Kunsthopping mit dem ewigen „Handschuhe aus – Jacke auf – Brille putzen“ zurzeit wenig Spaß. Da loben wir doch die Entscheidung der Kunstwerke, die Mexico-City-Ausstellung, wohl eine der besten Präsentationen des letzten Jahres, bis zum 19. Januar zu verlängern. Denn hier lohnt sich das mühevolle Auspellen, und man steht nicht wieder nach zehn Minuten in der Eiseskälte. In der großen Halle definieren vor allem die Arbeiten von Teresa Margolles und Daniela Rossell eine Spannung, wie sie kaum intensiver sein könnte. Margolles lasierte hierzu eine Wand mit menschlichem Fett, das sie von bestechlichem Krankenhauspersonal erwarb. Dieses plakativ sowie geruchsintensiv inszenierte Abfallprodukt von Schönheitsoperationen wird durch die Fotografien der Rossell gekonnt konterkariert. Ihre Schönheiten in spießigen Interieurs schrecken ab oder wirken zumindest mitleiderregend obskur. Eine wahrhaft schöne Gegenüberstellung. Verlässt man die KW wieder, sollte man sich nicht zu dick einmummeln. Denn nur wenige Schritte weiter lohnt ein Besuch der Galerie Eigen + Art. Hier werden die neuen Arbeiten von Neo Rauch gezeigt. Die Warteliste für KäuferInnen seiner Werke ist lang, die Preise steigen weiterhin. Trotzdem nimmt sich der Leipziger die Zeit, seine Arbeiten komplexer zu gestalten denn je. In seiner höchst eigenen Sichtweise, einer Art „real existierender Surrealismus“, sind die Protagonisten stetig in Aktion. Sie werkeln, arbeiten oder schleppen sich erschöpft dem nächsten Projekt entgegen. Die Sprechblasen bleiben zumeist stumm, während eine Mühle durch die Szenerie gleitet.