„Hilfe zur Selbsthilfe“: Blindenverein wird 100

Der Blinden- und Sehbehindertenverein Bremen hilft Betroffenen mit Beratungsangebot und Lobby-Arbeit

Der Blinden- und Sehbehinderten Verein Bremen hat gleich zwei Anlässe, die Korken knallen zu lassen: Heute feiert er sein 100-jähriges Bestehen mit einem Festakt in der Bürgerschaft, am Samstag feiert das „Haus der Blinden“ in Osterholz sein 40-jähriges. Der von Anbeginn in Selbsthilfe tätige Verein hat das Leben vieler Blinder einfacher gemacht und auch im Stadtbild deutliche Spuren hinterlassen: akustisch ausgestattete Ampeln, die Fahrbahn abgrenzende Leitstreifen oder etwa vollautomatische und daher zuverlässige Ansagen in Bahnen und Bussen – alles Errungenschaften die die Stadt barrierefrei machen sollen.

Vor einem halben Jahrhundert blieb jungen schwer Sehbehinderten oft nichts anderes übrig, als ins Seniorenheim zu ziehen, erklärt Alexander Zaft, Heimleiter vom „Haus der Blinden“. Um eine angemessene Einrichtung zu schaffen, baute der Blindenverein dieses Wohnheim – das inzwischen doch das geworden ist, was es einst nicht sein sollte: ein Altenpflegeheim.

Neue Medien und technische Entwicklungen wie Computertastaturen mit Braille-Displays und Sprachausgaben für Computer erschließen Sehbehinderten neue Berufe. Im Erwerbsleben stehen jedoch auch heute noch weniger als 30 Prozent der Blinden. Umso mehr sind die Betroffenen auf das Bremer Landespflegegeld angewiesen, das seit 2001 von 750 Mark auf 340 Euro heute gekürzt wurde. „Ohne den Blindenverein wäre von dem Blindengeld nichts übrig geblieben“, sagt der blinde Landesbehindertenbeauftragter Joachim Steinbrück. WH