Hans Greve, Hobby-Jäger
: Bitte nicht Bürgermeister

Dienstagabend, viertel nach neun. Plötzlich klingelt Hans Greves Handy. Der Moment ist ungünstig, denn der 69-Jährige sitzt auf dem Hochsitz seines norwegischen Jagdreviers, um Elche zu schießen. Am anderen Ende spricht seine Frau Dietlinde nervös ins Telefon. Der Gemeinderat wolle ihn zum stellvertretenden Bürgermeister wählen, erzählt sie. Hans Greve aber lässt über seine Gattin ein klares „Nein“ ausrichten.

Zwei Tage später stand es in der Zeitung: „Bürgermeister wider Willen“. Was war da los in Kuddewörde, einer 1.300-Seelen-Gemeinde im Süden Schleswig-Holsteins? „Das ist doch nur ein Spiel“, sagt CDU-Politiker Greve und erzählt vom Gemeinderat, von der Opposition, die durch Koalitionen nun keine mehr ist und von der Bürgermeisterwahl erzählt er natürlich auch. „Hier herrscht eine miesliche Stimmung aufgrund der erschlichenen Mehrheit“, sagt Greve, dessen Partei durch einen „Betrug am Wähler“, abtrünnige Ratsmitglieder, zur Minderheit geworden ist. Nun hat die CDU keine Chance mehr, einen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. „Wir haben natürlich den alten Bürgermeister vorgeschlagen, der war sehr beliebt“, sagt Greve über seinen CDU-Kollegen. Doch die Opposition wollte nicht. Die Konservativen von Kuddewörde hofften nun wenigstens auf die Vize-Position und schlugen erneut den „beliebten“ alten Bürgermeister vor.

„Doch dann gab es ein Kuriosum – die Opposition lehnte den anderen ab und schlug mich vor“, sagt Greve und schnappt nach Luft. Acht von 13 Stimmen für Greve. Den Grund kann er sich denken: „Ich bin recht beliebt im Ort“, sagt er selbstbewusst. Während der konstituierenden Gemeinderatssitzung war der Hobby-Jäger allerdings gar nicht vor Ort, sondern saß mit seiner Flinte auf dem Hochsitz in Norwegen. Jetzt ficht Greve das Wahlergebnis an. „Ich habe bereits schriftlich erklärt, dass ich das Amt nicht annehme“, sagt er. Und hofft, dass statt seiner nun doch der erhoffte Ex-Bürgermeister stellvertretender Stadtchef wird. Für den Job fühlt sich Greve vor allem zu alt. Man müsse schließlich Platz machen für die jungen Leute. UTA GENSICHEN

Fotohinweis:HANS GREVE, 69, will lieber in Norwegen jagen als Vize-Bürgermeister von Kuddewörde zu sein. Foto: privat