Telekom verängstigt Mitarbeiter

Bis 2010 schließt die Telekom 65 Call-Center. Im Norden sind besonders Lübeck, Schwerin und Bremen betroffen. 700 Mitarbeiter demonstrierten am Donnerstag gegen die rigide Sparpolitik

Das Konzept der Telekom ist skandalös und menschenverachtend

Von UTA GENSICHEN

„Eigentlich haben wir uns immer mit diesem Unternehmen identifiziert, aber jetzt ist Schluss“, sagte am Donnerstag ein Call-Center-Mitarbeiter der Telekom aus Bremen. Er und über 700 andere Beschäftigte des Unternehmens unterbrachen ihre außerordentliche Betriebsversammlung, um gegen die radikalen Kürzungspläne der Telekom zu demonstrieren.

Demnach soll die Zahl der Call-Center bis 2010 von 89 auf 24 Standorte reduziert werden. Rund 14.000 Mitarbeiter wären gezwungen, den Wohnort zu wechseln oder zu pendeln. Im Norden sind die Standorte Lübeck, Schwerin und Bremen bedroht. Außerdem will die Telekom zwei Standorte in Hamburg zusammenlegen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di bezeichnete das Vorhaben der Telekom als ein „skandalöses und menschenverachtendes Konzept“. Schließlich seien nicht wenige der 18.000 Mitarbeiter allein erziehend oder schwerbehindert. Der Bremer Mitarbeiter glaubt sogar an eine gezielte Strategie: „Die wollen uns mürbe machen“, sagte er während der Demonstration. „Solche großen, hübsch gemachten Call-Center sind doch viel leichter an andere Unternehmen zu verkaufen als kleinere Standorte“, fuhr der Beamte fort.

Aus Angst vor einem Ausverkauf gingen am Donnerstag auch die Kollegen vom Hamburger Standort auf die Straße. „Wir sind doch alle betroffen – schließlich ist es einfacher, 24 Standorte zu verkaufen als 89“, sagte Call-Center-Mitarbeiterin Bettina Schwering.

Ver.di-Fachbereichsleiter Jürgen Sauer wirft dem Unternehmen vor, dass es mit der Zentralisierung lange Arbeitswege seiner Mitarbeiter in Kauf nehme. „Viele werden das nicht aushalten und selbst kündigen“, sagt Sauer und fragt nach der sozialen Verantwortung des Unternehmens. Deshalb fordert er die Telekom auf, mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft in Verhandlungen einzutreten.

Wie wenig kooperativ die Telekom ist, zeigt sich am deutlichsten in den von Schließungen betroffenen Standorten. „Uns wurde nicht einmal eine richtige Begründung gegeben“, sagte ein Demonstrant aus Lübeck. Das Schlimmste aber sei, dass die Mitarbeiter nun schon seit Wochen über die Schließungspläne im Unklaren gehalten würden. „Es kann uns keiner sagen, wann und wo es passieren wird“, beklagt sich der Lübecker Call Center-Mitarbeiter.

Bereits Mitte August hatte die Telekom angekündigt, zahlreiche Call-Center zu schließen. Seitdem haben die betroffenen Mitarbeiter, Vertreter der Städte und ver.di mehrfach für eine Umkehr der Sparpolitik demonstriert.