Karmann will 1700 Mitarbeiter entlassen

Der Cabrio-Hersteller und Autozulieferer wird sich wahrscheinlich aus dem Fahrzeugbau zurückziehen und bis zu 1725 Stellen streichen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Karmann die Streichung von 1770 Stellen eingeleitet

Das Osnabrücker Traditionsunternehmen Karmann wird sich aller Voraussicht nach aus dem Fahrzeugbau zurückziehen. Aus der Produktion von Nischenfahrzeugen - dem bisher wichtigsten Geschäftsfeld - werde das Unternehmen einen „geordneten Rückzug“ einleiten, teilte das Unternehmen mit. Dazu werden bis zu 1725 Stellen gestrichen. Bereits vor einem Jahr hatte Karmann die Streichung von 1770 Stellen eingeleitet, schon zuvor hatte es mehrere Entlassungswellen in unterschiedlichen Geschäftsbereichen gegeben.

Grund für die jüngsten Personalabbau-Schübe sind die Schwierigkeiten, Folgeaufträge für die bislang in Osnabrück und Rheine gebauten Mercedes Benz CLK und Audi A4 Cabriolet zu bekommen. Spätestens im August kommenden Jahres läuft die Produktion des CLK in Osnabrück aus.

Karmann erwirtschaftete noch im Jahr 2007 mit knapp 7000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro. Künftig werden nach Planungen des Unternehmens rund zwei Drittel des Umsatzes und der Belegschaft weggebrochen sein. Karmann plant den Angaben zufolge mit einem Umsatz von nur noch 500 Millionen Euro und einem Kern von 2400 Mitarbeitern weltweit. Das Unternehmen werde sich aber weiter für Folgeaufträge einsetzen, hieß es. Gleichwohl müsse aus arbeitsrechtlichen Gründen bereits jetzt mit den Sozialplanverhandlungen begonnen werden, damit spätestens im Januar die Kündigungen ausgesprochen werden können.

Sollte es einen Neuauftrag geben, sollen die Entlassungen zurückgenommen werden. Unklar ist ebenfalls die Zukunft der „Metal Unit“ mit den Bereichen Werkzeugbau, Produktionssysteme, Presswerk, Module und Ersatzteile, für die Karmann einen Partner oder einen Kaufinteressenten sucht. Sollte sich ein Investor finden, seien 700 Jobs gesichert. Ohne einen neuen Geldgeber oder Käufer würde Karmann nur 250 Mitarbeiter in einer deutlich reduzierten Abteilung weiterbeschäftigen.

Der Osnabrücker IG-Metall-Bevollmächtigte Hartmut Riemann sprach von einer „Katastrophe“. Die Stimmung bei der Betriebsversammlung habe zwischen „Enttäuschung und Wut“ geschwankt. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hat den von Entlassung bedrohten Mitarbeitern Unterstützung zugesagt: „Jetzt geht es vor allem darum, sich um die von Arbeitslosigkeit bedrohten Arbeitnehmer zu kümmern.“ Dabei würde die Landesregierung weiter aktive Hilfe leisten. DPA