Keiner will den Kanal

Umweltverbände und die Stadt Potsdam reichen Klage gegen Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals ein

Verschiedene Umweltverbände sowie die Stadt Potsdam klagen gegen den Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals. Heute reichen sie gegen das Teilstück des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 17 Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ein. Der federführende BUND stellt zudem einen Eilantrag, um die im nächsten Jahr geplanten Bauarbeiten zu verhindern, sagte Winfried Lücking vom BUND-Flussbüro der taz.

Der 13 Kilometer lange Sacrow-Paretzer Kanal verbindet nördlich von Potsdam Göttinsee, Schlänitzsee und Fahrländer See und soll um bis zu acht Meter breiter und mehr als einen Meter tiefer werden. Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost in Magdeburg hatte im Juli den Planfeststellungsbeschluss gefasst, den Kanal auszubauen. So sollen Großgüterschiffe passieren können und Berlin an das europäische Wasserstraßennetz angeschlossen werden.

Der BUND begründet seine Klage mit den erheblichen Risiken für die Naturschutzgebiete, die an dem Kanal liegen. „Unter anderem sollen 800 zum Teil sehr alte Bäume gefällt werden“, sagt Flussexperte Lücking, „und ein sinkender Wasserspiegel wirkt sich negativ auf die empfindlichen Seen aus, die der Kanal verbindet.“ Diese Sorge teilt die Stadt Potsdam, die befürchtet, die Wasserqualität der Havel und der Havelseen werde sich verschlechtern, wenn mehr Wasser schneller als bisher durch den Sacrow-Paretzer Kanal fließt. Eine Klage ebenfalls geprüft hatte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die durch den sinkenden Wasserspiegel des Flusses Schäden an ihren historischen Gebäuden am Havelufer befürchtet, etwa der Sacrower Heilandskirche oder im Park Babelsberg. Die Stiftung sei aber nicht klagebefugt, sagte ein Sprecher, nun unterstütze sie die Klagen der anderen ideell.

Ursprünglich sollten die Arbeiten 2009 begonnen werden. Laut dem Leiter der Schifffahrtsdirektion, Thomas Menzel, wird die Behörde das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aber abwarten, „auch ohne Eilantrag“. HEIKE HOLDINGHAUSEN