WAS MACHT EIGENTLICH ... Günther Beckstein?
: Maß halten in Berlin

Kürzlich hat ein Verlag den Bayern einen großen Gefallen getan. Er druckte durch ein Missgeschick auf die Titelseite von 700.000 Berliner Telefonbüchern statt des Roten Rathauses ein Bild des Rathauses auf dem Münchner Marienplatz. Für Bayern der Beweis: München ist noch immer die heimliche Hauptstadt Deutschlands.

Das ist natürlich albern. Aber auch der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein setzte bei der Eröffnung des Berliner Oktoberfestes am Mittwochabend auf die alte Rivalität. „Es ist ein schönes Gefühl, direkt gegenüber vom Roten Rathaus ein weiß-blaues Herrschaftsgebiet zu haben“, rief er ins vollbesetzte Zelt. Auch Angela Merkel war sich nicht für die Bemerkung zu schade: So etwas könne man hier ganzjährig gebrauchen.

Frauen in Dirndl, Männer in Lederhosen – das gibt’s in Berlin aber nur bis Samstag. Klaus Wowereit kam im schnöden Anzug. „Meine Lederhose ist aus Österreich, das wollte ich den Bayern nicht zumuten.“

Beckstein musste bei der Eröffnung ganz unbayerisch Maß halten, vor allem verbal. Kürzlich erst hatte er erklärt, man könne an einem langen Abend auch nach zwei Litern Bier noch Auto fahren. In Berlin gab er sich korrekt: Er wünsche einen schönen Abend, bei einer Maß oder zwei. „Aber dass das für jeden klar ist: Das Auto wird nicht angefasst.“ Und schon wurde Becksteins Krug gefüllt. Die Blaskapelle spielte ein Prosit der Gemütlichkeit. In München hätten jetzt alle die Gläser gehoben. Das klappte hier nicht. Berlin ist eben doch nicht Bayern. ALL      FOTO: REUTERS