Putschangst in Abidjan

Der Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste eskaliert. Präsident fürchtet sich vor dem Militär, Rebellen greifen erneut an

BERLIN taz ■ Nach der Vermittlungsreise des französischen Außenministers Dominique de Villepin in die Elfenbeinküste sinken die Friedenschancen. Regierungstreue Zeitungen in der Metropole Abidjan beschuldigten gestern die Führung des Militärs, einen Putsch gegen Präsident Laurent Gbagbo zu planen, wenn dieser ab 15. Januar zu den geplanten Friedensgesprächen in Paris weilt. Als möglicher Putschist wurde Generalstabschef Mathias Doué genannt – der beliebteste Militär des Landes.

Die Debatte zeigt, dass das Regierungslager allmählich zerfällt, während die Rebellen immer stärker werden. In der Hafenstadt San Pedro, in die seit Tagen zu tausenden Flüchtlinge aus den Kampfgebieten ziehen, verhaftete die Gendarmerie kurzzeitig eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur Reuters und warf ihr vor, die Rebellen über Stellungen der Regierungsarmee informiert zu haben. Laut Zeitungsberichten macht die größte Rebellenbewegung MPCI (Patriotische Bewegung der Elfenbeinküste) an allen Teilen der französisch überwachten Waffenstillstandslinie mobil.

Die kleinere Rebellenbewegung MPIGO (Ivorische Volksbewegung des Großen Westens) rückt derweil von ihren Hochburgen in den Bergen an der liberianischen Grenze weiter Richtung Küste vor und liefert sich immer schärfere Gefechte mit Frankreichs Armee. Zuletzt wurden dabei am Montag 30 Rebellen getötet und neun französische Soldaten verletzt. In einem Versuch, die Spannungen zu entdramatisieren, machte Frankreich gestern „unkontrollierte Banden“ dafür verantwortlich. MPIGO-Chef Felix Doh sagte jedoch, er habe seinen Soldaten den Befehl zur Offensive erteilt.

Angesichts der Eskalation schlug Senegal vor, die französischen Soldaten zusammen mit der geplanten westafrikanischen Friedenstruppe in eine UN-Blauhelmmission zu überführen. D.J.