Was sollen wir trinken, se-hechs Tage lang?

Heute beginnt die 6. Bremer Jahreszeit – und die ist närrischer als anderswo die närrische Zeit. Wer würde das treffender verkörpern als Popp-Star und Jungliterat Dieter Bohlen, der heute um 18 Uhr in der Stadthalle den Startschuss-Ballermann macht? Allenfalls Jürgen, sozusagen Entwicklungshelfer in Sachen Heiterkeit aus der Narrenhochburg Köln. Der Jürgen. Aus dem Container. Erinnert sich noch jemand an Zlatkos „Großen Bruder“? Der blonde Blödel-Barde hat sich in der RTL-Verwertungskette wider Erwarten mit am längsten gehalten. Zuletzt grölte er einen Titel in die Welt hinaus, der das Zeug zur BDM-Hymne gehabt hätte: „Deutsche Mädels sind die besten“. Nun haben die Star-Macher ihn mit einem neuen Machwerk „durch die angesagtesten Party-Locations“ tingeln geschickt: Die Bremer Sixdays präsentieren exklusiv die Weltpremiere von „Geile Zeiten“, featuring Jürgen & die Neue Deutsche Welle. Dazu wurden extra Fräulein Menke, Markus, UKW und Geier Sturzflug exhumiert, schon damals eher zur Unterströmung der Welle gehörig, die nun gemeinsam mit dem Container-Survivor ein Medley aus den schlimmsten Sündenfällen der NDW zusammengerührt haben. Diese „Hommage an die Neue Deutsche Welle“ liege „voll im Revival-Trend der 80er Jahre“, so die Leute aus der Retorten-Hitfabrik.Und dann ist da noch der letzte universelle Popstar: James Last, einst in Bremen als Hansi aufgewachsen, soll dem Rennen seit Jahren seinen Glanz leihen. Ob es diesmal endlich klappt? „Man wird sehen“, orakeln die Organisatoren vorsichtig, „ob er die Akteure mit der Pistole oder mit dem Taktstock ins Rennen schickt“ – oder überhaupt nicht. Apropos Akteure: Die sind eigentlich Radfahrer und sämtlich fit – sogar Olympiasieger Guido Fulst, der zwischenzeitlich knieverletzt auszufallen drohte. Also los, Schnurrbartträger dieser Erde, torkelt Richtung Stadthalle, schwängert die Luft mit Bier und schunkelt euch in Ekstase!  jank/Foto: Julia Baier