Unis auf Werbetour

Sachsen will mit einer Werbekampagne westdeutsche Studenten an seine Unis locken. Der Plan ist umstritten

In Sachsen-Anhalt wird die sächsische Extrawurst gar nicht gern gesehen

DRESDEN taz ■ „Pack dein Studium. Am besten in Sachsen!“ So steht es auf einem kleinen Faltkarton, auf Plakaten, auf einer Internetseite und auf einem Truck, der Gymnasien und sogar große westdeutsche Universitätsstädte ansteuern wird. Der symbolische Umzugskarton der sächsischen Kampagne soll Abiturienten in Westdeutschland animieren, sich für einen Studienplatz in Sachsen zu entscheiden. Gute Gründe dafür liefert er gleich mit: keine Studiengebühren, günstige Lebenshaltungskosten und modern ausgestattete Hochschulen.

Wer eine Kampagne startet, hat ein Problem – und diese kommt auf alle ostdeutschen Bundesländer zu. Im kommenden Jahr wird sich der Wende-Geburtenknick erstmals spürbar auf die Hochschulen auswirken. Sachsen beispielsweise erwartet 4.000 Abiturienten weniger. Im Rahmen des Hochschulpaktes 2020 haben sich die ostdeutschen Länder aber verpflichtet, Studienplätze auf dem Niveau des Jahres 2005 für Anfänger vorzuhalten.

Nur unter dieser Bedingung gibt es Geld vom Bund, für Sachsen 27 Millionen Euro. Damit soll den starken Abiturjahrgängen im Westen ein Studienplatzangebot unterbreitet werden. Von der „neuen Studentenbewegung“ West-Ost spricht deshalb die sächsische Werbekampagne. Außerdem ist absehbar, dass auch hier im kommenden Jahrzehnt Ingenieure und Wissenschaftler fehlen werden.

Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) geht es vorrangig darum, die seit 1990 mit Investitionen und Innovationen ausgebauten 15 Hochschulen des Landes zu erhalten und auszulasten. 2,5 Millionen Euro lässt man sich die Imagekampagne kosten.

Doch die sächsische Extrawurst wird im Magdeburger Kultusministerium gar nicht gern gesehen. Sachsen-Anhalt ist nämlich gemeinsam mit der Agentur Scholz & Friends federführend bei der Vorbereitung der gemeinsamen Werbekampagne aller fünf Ostländer im Rahmen des 2020-Paktes. „Sachsens Kampagne ist eigentlich überflüssig“, sagt eine Sprecherin.

Auch in Sachsen ist Skepsis spürbar. Der grüne Hochschulpolitiker Karl-Heinz Gerstenberg zweifelt etwa den Effekt der Landeskampagne an, wenn nicht konkret für eine Hochschule geworben wird. Auch Kristin Hofmann von der Konferenz sächsischer Studierendenschaften würde das Kampagnengeld „lieber in bessere Studienbedingungen geben“. MICHAEL BARTSCH