flick collection
: Sammelwut mit Folgen

Seine Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen. Deshalb wollen wir auch nicht „Mick“ Flick, Enkel des Großindustriellen und Nazi-Aufrüsters Friedrich Flick, für die Schandtaten des rechtmäßig als Kriegsverbrecher verurteilten Opas in Sippenhaft nehmen. Auch wenn er mit der Übergabe der Exponate an Berlin sich naiverweise erhofft, damit dem Namen Flick wieder zu etwas Klang zu verhelfen.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Ganz anders ist die Rolle der Preußenstiftung und des Landes bei dem Kunstdeal zu bewerten. In Konkurrenz zu anderen Kunstmetroplen und angesichts leerer Kassen scheint es egal, woher die Bilder kommen – Hauptsache, ein privater Mäzen wird an die Spree gelockt, das Depot mit moderner Kunst en gros aufgemuskelt und es steht Spielmaterial für ein Event mehr zur Verfügung. Die Qualität der Sammlung und die Antwort auf die Frage nach moderner respektive junger Kunst und ihrer Qualität sowie Geschichte bleiben bei solcher Strategie sekundär.

Bisher sind das Land und die Stiftung bei ihren Raubzügen nach Kunst vom privaten Großmarkt nicht schlecht gefahren. Die Übernahme der Flick Collection dürfte sie in Schwierigkeiten bringen, hat man doch das Verfahren überreizt. Ohne Vorsicht gegenüber einer Sammlung, die womöglich auf der Grundlage so genannten „arisierten jüdischen Vermögens“ basiert, und kopflos im Umgang mit den politischen und finanziellen Implikationen hat man nun ein Problem „Flick“ am Bein.

Da nutzt es wenig, die Chose so schnell und geräuschlos wie möglich über die Bühne bringen zu wollen. Längst sind die lauten Töne aus der Schweiz auch in Berlin angekommen und einer Diskussion wird sich bis 2004 das Land nicht verweigern können. Eleganter wäre es gewesen, sich vorher dem Diskurs zu stellen – über Flick, die Qualität der Exponate und die Rolle des Landes im Zeitalter privaten Mäzenatentums.