Uschi will noch weiterdisln

Weil die Biathletin Uschi Disl besser läuft als schießt, gibt es nun Gerüchte

BERLIN taz ■ Im Grunde ist die Sache im Biathlon wenig kompliziert geregelt: Zunächst muss man einigermaßen schnell laufen können, dann möglichst gut schießen, der Rest ergibt sich meist ganz von selbst. Wobei genau hier unter Umständen die Probleme beginnen können, dann nämlich, wenn man eine von beiden Disziplinen weniger gut beherrscht. Handelt es sich dabei ums Schießen, spricht der fachkundige Freund der Skijagd vom Disln, genauer gesagt: vom Danebendisln, einer sportlichen Fehlleistung, die nach der Biathletin Uschi Disl benannt ist.

Frau Disl vom Skiclub Moosham ist für gewöhnlich in der Loipe verdammt schnell, am Schießstand aber zittert ihr immer mal wieder der Finger am Abzug, weshalb bisweilen das ein oder andere schwarze Scheibchen einfach stehen bleibt – und Frau Disl dann Dritte wird oder Vierte oder gar noch weniger, obwohl sie das Rennen doch eigentlich hätte gewinnen können, in der Loipe ist sie ja wirklich flott unterwegs. Deshalb war die Frage des Kollegen gar nicht so dumm, der von Frau Disl wissen wollte, ob es nicht prinzipiell besser für sie sei, wenn sie die Sache mit dem Schießen einfach lasse und in Zukunft nur noch laufe, was Frau Disl so ganz auch nicht dementieren wollte, sondern brav beantwortete mit den Worten: „Heute schon.“

Das war natürlich ein Scherz von Frau Disl, die ja im Biathlon schon 20 Medaillen gewonnen hat bei Olympia und Weltmeisterschaften und also durchaus erfolgreich ist. Da es aber in einem Sport, bei dem man mit Waffen durch den Wald rennt, nicht wirklich lustig zugehen kann, hat der Kollege das tatsächlich ernst genommen und daraus brav seinen Artikel gestrickt, damit die ganze Welt erfahre, dass Frau Disl künftig keine Lust mehr habe, danebenzudisln, und deshalb einen Wechsel ins Lager der Langläufer plane, ganz ohne Schießgewehr. So entstehen Gerüchte und Frau Disl hat jetzt außer dem Schießen noch ein weiteres Problem: Allüberall wird sie nämlich darauf angesprochen und hat nun alle Hände voll damit zu tun, die Geschichte zu dementieren. „So ein Schmarrn“, sagt Frau Disl, die aus Bayern kommt, dann und auch, dass ihr Biathlon nach wie vor viel zu viel Spaß mache, was auch ganz gut zu sein scheint, wie Jochen Behle findet. Der ist Langlauf-Bundestrainer und hat gerade behauptet, Frau Disl habe bei den reinen Langläufern Probleme, überhaupt in die Weltcuppunkteränge zu laufen, geschweige denn aufs Treppchen oder auch nur in die Nähe davon.

Dass Herr Behle ihr so wenig zutraut, hat Frau Disl wiederum geärgert und ein bisschen auch gekränkt, weshalb sie nun tatsächlich in Erwägung zieht, sich nur die Langlauflatten unterzuschnallen, so ganz ohne Waffe. „In einem Sprint oder einem Rennen über 5 km traue ich mir schon zu, gegen die Spezialistinnen bestehen zu können. Wenn es der Wettkampfkalender zuließe, würde ich es versuchen“, hat Frau Disl jedenfalls gesagt. „Aber wirklich nur dann, denn Biathlon hat Priorität.“ Klar. Und danebendisln kann sie ja auch danach wieder. FRANK KETTERER