letzte Fragen

Warum hinterlässt man eigentlich einen Nachlass? (13. 9.)

Da Hinterlassenschaften ja eher für den A… sind, ein Erbe aber in der Regel etwas Positives bedeutet, hat der Deutsche (wer das ist, weiß ich auch nicht) eben ein anderes Wort gesucht.

Wieso er dann jedoch auf „Nachlass“ gekommen ist, das eigentlich in einem anderem Zusammenhang Verwendung findet (nachlässig, Preisnachlass), bleibt mir schleierhaft. Reinhold Waber, Mertingen

Vielleicht möchte man nach dem Tod nicht völlig von der Bildfläche verschwinden. Hinterlässt man einen Nachlass, so zwingt man die Hinterlassenen dazu, an einen zu denken. Ganz schön clever, oder?

Britta Haupt, Siegmaringen

Weil er im Alter immer mehr nachlässt, hinterlässt der Erblasser seinen Nachkommen den Rest – nämlich den Nachlass oder das Erbe! Margot Brünner, Reichertshofen

Weil man im Tod das Leben ganz vernachlässigt hat. Friedhelm Wessel, Aachen

Weil man zu nachlässig ist, um darüber nachzudenken, was man wem am Lebensende hinterlässt.

Würde das Sprichwort nicht „Nach uns die Sintflut“ heißen, sondern „Nach mir der Nachlass“, käme man der Antwort auf diese Frage vielleicht näher.

Lothar Picht, Sandhausen

Weil man, wenn man stirbt, nicht nachlässig sein will und den Liebsten immer im Bewusstsein durch seinen Nachlass bleiben möchte.Ludmilla Mack, Hannover

Um das Dasein nicht ohne Erinnerung zu verlassen? Uwe Heinz, Hamburg

Weil das letzte Hemd keine Taschen hat. Aber nicht alle hinterlassen etwas. Papst Paul der VI. hat verfügt, dass nach seinem Leben sein gesamter (schriftlicher) Nachlass zu verbrennen ist. Andere, wie zum Beispiel Alfred Nobel, Johann W. Goethe und Johann S. Bach, haben uns Werke hinterlassen, von denen unsere Nachkommen noch in tausend Jahren zehren können.

Wiederum andere, wie beispielsweise Adolf Hitler, Goebbels und Hermann Göring, haben uns Dinge hinterlassen, an denen unsere Ururururenkel noch zu knabbern haben. Ich kann weder was Gutes noch was Schlechtes hinterlassen. Dabei hätte ich so gern etwas Gutes hinterlassen. Das hängt sicher damit zusammen, dass ich ein armes Schwein bin.

Sprichwort: Nur die Dümmsten und die Schlausten bringen es zu etwas. Die Mittelmäßigen quälen sich ewig dahin.

Erhard Jakob, Pulsnitz

Na ja, Hinterlassenschaften sind meist nicht so begehrt. Nachlässe dagegen eigentlich immer (selbstverständlich am ehesten der Preisnachlass).

Da stellt sich mir die Frage: Trennt man eigentlich Erb-lasser oder Er-blasser (denn auch Letzteres macht ja durchaus Sinn …)? Johannes B. Bucej

Wie macht man jemandem den Hof? (13. 9.)

Jemandem den Hof zu machen ist doch ganz einfach: Nimm den Besen in die Hand, fege den Hof, füttere die Tiere, lass sie auf die Weide, miste die Ställe aus, mache die kleinen notwendigen Reparaturen an Gebäuden und Zäunen, warte auf Tierarzt und Hufschmied, beweg die Pferde, erziehe die Hunde, jäte das Unkraut.

Der Hofbesitzer wird es dir danken, dass er auch mal einen freien Tag hat! Maren Hager, Berlin

Unaufdringlich aufdringlich. Maria Bütler, München

Sehr geehrter Herr Schlegelmilch, wie Sie jemanden den Hof machen, weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, wie ich jemanden den Hof mache. Da halte ich mich gerne an den Witz: Fragt einer: „Können sie mir sagen wie spät es ist?“ Dieser „Ja“ und geht weiter. Erhard Jakob, Pulsnitz

Der Spruch „den Hof machen“ entstand bestimmt in höfischen Zeiten, wo sich jeder zum Plausch und Treff im Hof versammelte. Heute ist das veraltet. Oder trefft ihr euch bei einem Date in einem Hof? Martina Klaus, Leipzig

Klassischerweise nachts mit romantischem Minnegesang vor dem Balkon und viel Pathos.

Doris Möller, Stuttgart

Auf jeden Fall nicht in einem Hinterhof.

Mario Bucci, Berlin

Ich zitiere aus Asterix, Band XI (Seite 24) den Legionär Gaius Faulus: „Nun, ich hab die erste Hälfte der ersten Platte fertig. Ich verschnauf ein wenig, dann feg ich die zweite Hälfte der ersten … Ich verschnauf ein wenig, dann kommt die erste Hälfte der zweiten, ich versch…“ Gernot Zothner, Schömberg

Wie kann jemand ins Gras beißen, wenn er keine Zähne hat? (6. 9.)

Indem er sich ein Gebiss für Vegetarier kauft. Horst Gösler, Bonn

Warum müssen Zahnlose überhaupt ins Gras beißen, wo es doch so viele schöne Alternativen gibt? Man kann sich bequem die Radieschen von unten ansehen, den Löffel abgeben oder im Zuge einer Fernreise über den Jordan gehen. Wer, zum Teufel, braucht da noch Zähne? Jost Herbert, Bremen

Wo ist oben und wo ist unten bei einer Brezel? (6. 9.)

Legen Sie erst einmal eine Brez’n (bayerisch für Brezel) richtig vor sich hin! Der dicke Teil der Brezel ist oben, die beiden dünneren Rundungen liegen unten. Wahrscheinlich kommt das Wort vom italienischen Wort „briaccia“, was die „Arme“ bedeutet.

Es gab das Gebäck schon in vorchristlicher Zeit als Kultgebäck. Später als Fastengebäck christlicher Mönche wurden die verschlungenen Enden des Teigstrangs als gekreuzte Arme gedeutet. Der dicke Teil stellt also die Schultern dar, der dünne Teil die Ellenbogen bzw. die Unterarme, die Enden schließlich sind die Hände.

Deshalb heißen diese Enden bei bayerischen Bäckern auch „Pratzl“ – damit meinen sie kleine Hände. Logisch.

Jetzt dürfen Sie die Brez’n aufessen.Anton Mirlach, Palling im Chiemgau

Wie jede Medaille hat auch die Brezel zwei Seiten: eine goldgebrannte oben, eine flach aufs Blech gedrückte unten.

Heide Pakow, Berlin

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