BUCHTIPP

In Österreich

Am Anfang der Geschichte dieses Buches steht ein peinlicher Lachanfall in New York. Eine eigentümliche Performance des österreichischen Wanderschäfers Hans Breuer, der zu Dias von Schafen jiddische Lieder vorträgt, wirft den jungen Journalisten Sam Apple fast vom Hocker. Aber bald darauf stapft der US-Amerikaner den rund 700 Schafen des Hans Breuer über die Österreichischen Alpen hinterher. Sam Apple hat sich, neugierig geworden, nach Österreich aufgemacht. Vorsichtig nähert er sich der Alpenrepublik. Als erstes versucht er sich als Lämmertreiber in der Breuerschen Herde mit Selbstironie und eigenwilligem Humor und geriert sich dabei nicht minder eigentümlich als sein Rechercheobjekt Breuer.

Reichlich planlos durchkämmt Apple im Anschluss an den Schafs-Auftrieb dann Österreich. Er forscht der Biografie des singenden Schäfers hinterher, er trifft auf Antifaschisten und interviewt Antisemiten, er stößt auf den weltbesten Sensenmäher, auf einen nackten Museumsführer, eine philososemitische Lehrerin und andere spezielle Alpenbewohner. Und er umkreist dabei immer stärker ein Thema, dass ihn persönlich umtreibt. Apple, der junge New Yorcker Jude, fragt sich, was Jüdisch-Sein heute heißt, vor allem in einem Land, das sich mit seiner braunen Vergangenheit bis heute sehr schwer tut .

„Schlepping durch die Alpen – Ein etwas anderes Reisebuch“ ist eine Überraschung. Seine schwierige Thematik geht Apple leichthändig und unterhaltsam an. Die disparaten Skizzen aus der Alpenrepublik bedienen keine schnelle Meinung über Land und Leute. Als immer stimmiger entfaltet sich die Person des jiddisch singenden Wanderschäfers Hans Breuer. Je deutlicher dessen biografische Hintergründe und Lebensbrüche hervortreten, umso liebevoller porträtiert ihn Apple. CHRISTEL BURGHOFF

Sam Apple: Schlepping durch die Alpen. Ein etwas anderes Reisebuch. Atrium-Verlag, Zürich 2007, 320 Seiten, 19,90 Euro