Doofe Fragen gibt es nicht?

betr.: „Das gibt zu denken“ (Atomlobby wünscht Energieverantwortung), taz zwei vom 17. 9. 08

Besten Dank an die Initiatoren aus der Anti-Atom-Bewegung: Sie haben mit ihrer lustigen Rundmail nicht nur diese schöne taz-Meldung initiiert und die Meinungsmachermaschine der Atomlobbyisten aufgemischt. Sie haben damit gleichzeitig deutlich gezeigt, an welchen Stellen das Geld der Stromkunden in rauen Mengen verbrannt wird.

Der „Informationskreis Kernenergie“ behauptet, er „informiere sachlich über die friedliche Nutzung der Kernenergie“. Wie putzig! Allein die illustre Riege der Mitglieder der als „Informationskreis“ deklarierten Tarnorganisation offenbart, wer da mit vermeintlichen Fakten seine Interessen verfolgt: EnBW, Eon, RWE, Vattenfall, Areva, Siemens und Westinghouse Nuclear. Dass hier dem ideologisch verbrämten politischen Gegner die geballte, rein faktenorientierte Realitätsdeutung dargeboten wird, erkennen wir im lustigen Frage-und-Antwort-Spiel schon in der Fragestellung: „Wohin führt der energiepolitische Sonderweg Deutschlands?“ Welcher Sonderweg? Von 193 Staaten weltweit nutzt eine Minderheit von 31 Staaten die Atomenergie. Knapp zwei Drittel der Atomstrom-Erzeugungskapazität befindet sich in nur vier Ländern (USA, Japan, Frankreich und Deutschland). 439 Atomkraftwerke tragen bescheidene 17 % zum weltweiten Strombedarf bei bzw. 2,3 % zum Weltprimärenergiebedarf. Eine nüchterne Analyse der Zahlen lässt hier nur zwei Schlüsse zu: entweder ist der Ausstieg aus der Atomenergie die Abwendung vom nuklearen Sonderweg oder der Grundsatz „doofe Fragen gibt es nicht“ muss grundsätzlich neu überdacht werden. EVA STEGEN, Freiburg