Zweiklassen-AusländerInnen

betr.: „Punkte sollen die Rettung bringen. Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt: Ohne neue Instrumente in der Migrationspolitik wird Deutschland dem Fachkräftemangel nicht beikommen“, taz vom 16. 9. 08

Genau wie bei Altkanzler Schröders Green-Card-Ideen: deutsche Politiker haben – diesmal von einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung inspiriert – wieder einmal erkannt, dass Immigranten nicht pauschal böse sind, nicht immer als Problemfälle ignoriert werden können. Nein, Immigranten werden sogar gebraucht; ohne sie wird es deutschen Ingenieurs- und Naturwissenschaften zukünftig schlecht gehen. Das ist sowohl von SPD- wie auch von CDU-Politikern „begriffen worden“, die jetzt ein Punktesystem zur Beurteilung von Zuwanderern einführen wollen.

Sollte man sich als Bürger dieses Landes nun etwa über die Erkenntnis der herrschenden Politiker freuen, dass sie Einwanderer einmal nicht als Problem begreifen, oder sollte man sich noch viel stärker darüber aufregen, dass sie jetzt damit Ernst machen und Ausländer stärker als bisher in zwei Klassen einteilen wollen? Eine gute, reiche, von der Deutschland profitieren kann, und eine böse, arme, die nur Probleme macht. Darf man sich das dann so vorstellen, dass Beamte demnächst Asylheime durchschreiten, nach naturwissenschaftlichem Material durchforsten und den Rest links liegen lassen? Oder werden sie gleich nach Nordafrika fahren und den Migranten mit Doktortitel (wenn er denn von der Kultusministerkonferenz anerkannt wird) eine Kreuzfahrt übers Mittelmeer spendieren, während der Rest schwimmt?

Wann werden Deutschlands Politiker begreifen, dass es in Migrations- und Integrationsdebatten nicht darum geht, sich am Migrantenmarkt zu bedienen, wenn es etwas zu gewinnen gibt, sondern dass man sich als westeuropäische Nation einer wirtschaftlichen und politischen Verantwortung stellen und dabei wahrscheinlich sogar auf eigenen Profit verzichten muss?

FRERK FROBÖSE, Westerstede