„Es ist hohe Zeit, die Debatte zu beginnen“

Adrienne Goehler, die Leiterin des Hauptstadtkulturfonds, will, dass die Künstler der Flick-Bilder mitreden

taz: Frau Goehler, ist es wirklich ein Glücksfall für die Stadt, dass die Flick-Collection nun nach Berlin kommt, wie Kulturstaatsministerin Christina Weiss behauptet.

Adrienne Goehler: Nicht unbedingt. Ich bin erstaunt, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bisher nicht auf die Idee gekommen ist, dass man über diese Frage in einem richtigen Rahmen diskutieren muss. Zum Glücksfall müsste gehören, dass er sorgfältiger vorbereitet wird.

Immerhin ist über die Sammlung ein halbes Jahr verhandelt worden. Meinen Sie nicht, dass es Gründe gegeben haben mag, warum man nicht auf die Idee kam?

Das ist der Berliner Seite anzulasten, allerdings kann ich auch nachvollziehen, wenn man Verhandlungen nicht behindern will.

Nun ist die Öffentlichkeit gewissermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Wurde so versucht, eine Diskussion zu verhindern?

Wenn man das so interpretiert, darf man sich damit aber nicht zufrieden geben. Es ist hohe Zeit, die Diskussion endlich zu beginnen.

Was ist dabei ihr Hauptanliegen?

Die Künstler, denn Künstlerinnen scheint es in der Sammlung nicht zu geben. Es mag ja manchem egal sein, an wen er seine Bilder verkauft. Aber ich denke, man muss die Debatte auch führen, um die Kunst zu schützen. Denn mir drängt sich die Frage auf, ob Herr Flick seine Verantwortung nicht an die Künstler weitergibt, deren Werke er ausstellt – und zwar ohne dass diese sich dazu verhalten können. Außerdem ist es die Pflicht der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dieses Thema zu bearbeiten.

INTERVIEW: JÖRN KABISCH

Adrienne Goehler war während der rot-grünen Koalition Berliner Kultursenatorin. Derzeit leitet sie den Hauptstadtkulturfonds