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Die Familie Flick und ihre Milliarden

Friedrich Flick (1883–1972) führte einen der größten Stahl- und Kohlekonzerne seiner Zeit. Er wurde Hitlers bedeutendster Rüstungslieferant. In seinem Konzern schufteten Zehntausende Zwangsarbeiter – viele von ihnen starben während der Plackerei. Flick wurde 1947 in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zu sieben Jahren Haft verurteilt, von denen er allerdings nur drei absaß. Schon 1960 galt er wieder als der reichste Mann der Bundesrepublik. Für etwa 1.300 ungarische Zwangsarbeiterinnen war Flick bereit, fünf Millionen Mark Entschädigung zu zahlen – jedoch erst 1986 wurde das Geld überwiesen.

Zu den Erben des Milliardärs gehört Friedrich-Christian (Mick) Flick (57). Sein Besitz wird auf mehr als 500 Millionen Euro geschätzt. Trotz offizieller Anfragen wollen weder Mick Flick noch die anderen Erben Geld an die Zwangsarbeiterstiftung zahlen, da ihrer Argumentation nach die Nachfolgefirmen des Konzerns seines Großvaters bereits an die Zwangsarbeiterstiftung gezahlt haben. Stattdessen hat Mick Flick 2001 eine Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit gegründet.

Mick Flick hat der Stadt Zürich angeboten, ein Haus zu bauen, in dem seine bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst ausgestellt werden könnte. Sie besteht aus rund 2.500 Objekten aus dem 20. Jahrhundert. Nach öffentlichen Diskussionen über den Hintergrund seines Reichtums und über seine Haltung zur Zwangsarbeiterstiftung gilt das Projekt jedoch als gescheitert.

Mit einem ähnlichen Projekt privaten Mäzenatentums hat auch sein Bruder Gert-Rudolf (Muck) Flick in England Schiffbruch erlitten: Er wollte in Oxford einen Lehrstuhl für „Europäisches Denken“ spenden. Als Mitte der Neunzigerjahre in der Öffentlichkeit die Schuld des Großvaters diskutiert wurde, zog Muck sein Angebot zurück. GES